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Glenn Michelfelder – Untergrund Interview

David Luther hat mal über Glenn gesagt, dass er das Kid ist, dessen Sponsorenliste länger ist, als er selbst. Mittlerweile ist der Stuttgarter schon weit über seine Sponsoren hinausgewachsen und hat sich selbst die wohl beste Priorität gesetzt, die man als Skateboarder haben kann – mit seinen Homies rausgehen und Spaß haben. Glenn hat lange nichts mehr von sich hören lassen. Das schließt natürlich nicht aus, dass er jede freie Minute auf dem Board verbracht hat und sein von Anfang an unbestreitbares Talent ausgebaut hat. Ihm ist es wichtig, involviert zu sein. Das erreicht er nicht nur durch seine Magan Family, sondern auch durch Own Skateboards. Es ist im Prinzip falsch, die beiden als seine Sponsoren zu bezeichnen, denn er ist selbst ein Teil des Ganzen und fühlt sich damit wohler als jemals zuvor.

Hey Glenn, warst du heute skaten?

Ne, ich bin aber auch gerade verletzt. Ich habe mir den Fuß überdehnt, als ich einen Trick am Rail probiert hab. Ich bin gelandet und dann irgendwie auf dem Board umgeknickt. Seitdem habe ich da ein paar Probleme an der Sehne.

Du bist auch letztens ganz schön hart auf dein Gesicht geflogen, oder?

Ja, ab und zu habe ich schon mal ein Wehweh’chen, das passiert halt einfach. Eigentlich war das überhaupt nicht schlimm. Ich habe beim Warmfahren 50-50 so eine neue Ledge hochprobiert, bin weggerutscht und dann Klappmesser auf den Boden geknallt. Ich war einfach unkonzentriert, wie das meistens ist, wenn so was passiert. Nase angebrochen oder gebrochen und halt überall Schrammen im Gesicht.

Bist du nicht zum Arzt gegangen?

Ne, ich habe auf meinen Vater gewartet. Der kam abends nach dem Essen und hat sie dann kurz geklebt. Das hat dann auch gepasst.

Nicht schlecht. Was mir beim Research direkt aufgefallen ist, war, dass du schon unglaublich viele Parts gefilmt hast. Kannst du dich noch an alle erinnern?

Puh, da muss ich erst mal überlegen. Am Anfang war der Movie Mag Part, dann der Being Popular Part. Dann kam By The Way, da war ich glaube ich 14 oder so… Der Place Part war der Vierte und dann kam das zweite Video von Hall Eleven, This is for real. Dann kam lange nichts Richtiges, nur ein paar Welcome Clips, bis jetzt zum Untergrund Part.

Glenn Michelfelder – Lipslide

Lipslide

Was meinst du, woran das lag, dass länger nichts von dir gekommen ist und dass du auch keine Coverage mehr in den Mags hattest?

Früher war das schon immer ganz geil eine Limited oder Monster aufzuschlagen und ein Foto von sich darin zu sehen, aber ich glaube, es ist mir heute einfach nicht mehr so wichtig.

Ist dir ein Part besonders in Erinnerung geblieben, der besonders viel Spaß gemacht hat zu filmen?

Schwere Frage… An sich finde ich es eigentlich ganz geil, wie es mit dem Own Part läuft. Das wird auch der Aktuellste sein und kommt irgendwann nach Untergrund. Ein reiner VX-Part, wie alle Videos von Own. Das ist einfach deren Welt. Gerade mit Hein und seinen Edits.

Jetzt kommst du direkt wieder mit zwei Parts raus – gab es da Überschneidungen?

Ich war mit Untergrund ja schon recht früh fertig und hab trotzdem immer ab und zu was Neues gefilmt, weil die alte Footage einem nicht mehr gefällt. Aber Überschneidungen gab es da überhaupt nicht. Ich habe jetzt drei Monate für den Own Part gefilmt und mir kam eigentlich nur ab und zu der Gedanke, dass ich nicht die gleichen Tricks in den Parts haben will. Aber mein Gott, ich geh jeden Tag skaten, im schlimmsten Fall mache ich einen Trick auch mal doppelt.

Wenn du jetzt keinen Nollie Heelflip schaffst, dann musst du Kehrwoche machen

Man hat bei den Own Clips sowieso das Gefühl, dass ihr einfach raus geht und loszieht, wie man das früher gemacht hat, und nicht mit so viel Stress auf Mission geht.

Genau das ist das Ding. Es ist einfach so gechillt mit den Jungs. Die Situation ist im Moment echt so, dass wir fast jeden Tag irgendwelche Spots auschecken. Auch nicht die ganzen Stanni-Spots, sondern wir fahren auch mal nach außerhalb und schauen uns da mal um. Wenn man mit Robin [Wulf] und den Jungs unterwegs ist und die einfach jeden Spot skaten, dann willst du den auch skaten. Das ergibt sich einfach alles und deswegen konnte auch so schnell genug Footage zusammenkommen, weil das Umfeld so perfekt war.

Du warst ja recht lange auf Emillion, wie kam denn der Wechsel zu Own?

Emillion war immer hammer. Die Jungs waren immer die Geilsten und das war eine Top Sache, aber man ist halt nie wirklich miteinander geskatet. Ich bin ja auch von Habitat zu Emillion gewechselt, weil ich wieder mehr Bezug zu einer Firma haben wollte und damit ich etwas mitgestalten konnte. Das ist bei Own das Nonplusultra, weil ich auch in der Werkstatt bin und mit dem Philip [Günther] selber die Bretter presse. Ich wurde quasi direkt eingearbeitet; die Sheets zusammenkleben, ausschneiden, lackieren. Eigentlich ist Own eher eine Manufaktur, als eine Boardcompany.

Andi Welther war ja schon mit dir auf Popular, dann auf Emillion und jetzt auf Own – war das früher so, dass er für dich so was wie ein Mentor war?

Früher auf jeden Fall. Andi hat mich stark in meinem Skaten geprägt, gerade weil er so ein guter Skater ist. [Lacht] Jetzt pass mal auf, als ich zwölf war, hat Andi mich nämlich noch von Own weggeholt [Anm. d. Red. Own gibt es seit 2003] und auf Popular gebracht und jetzt von Emillion wieder zurück auf Own. Deswegen wusste ich auch einfach, dass das mit Own passen wird.

Glenn Michelfelder – Frontside Boardslide Pop Out

Frontside Boardslide Pop Out

Du bist durch Skateboarding ja früh verhältnismäßig viel gereist. Welcher Trip hat dir am besten gefallen?

Mein erster Trip nach Athen mit Popular war schon geil. Direkt mit den Großen auf Tour, also mit Holger von Krosigk, Lennie Burmeister, Andi [Welther] nach Griechenland, ich war so gehyped. Die sind alle so abgegangen und das waren schon meine Heroes.

Wie bist du denn überhaupt so schnell so gut geworden?

Ich war halt viel skaten und gerade durch meinen Bruder habe ich viel gelernt. Der war mein Vorbild und war schon steezy unterwegs, hatte schon Fliptricks, auch Nollie und Switch und der hat von Anfang an darauf geachtet, mir viel beizubringen. Der hat gesagt: „Ey, probier mal ’n Switchflip. Probier mal Nollieflip und wenn du jetzt keinen Nollie Heelflip schaffst, dann musst du Kehrwoche machen.“

Du hattest ja früher auch eine Menge Sponsoren, woran glaubst du, lag es, dass du nicht noch tiefer in die Business-Welt abgetaucht bist?

Ich habe mir schon mal diese Gedanken gemacht. Vom Skaten zu leben und da vielleicht was draufzusetzen hat mich schon gereizt. Aber ich bin mal bei einem Contest in Amsterdam mit Tim Zom zusammengestoßen und habe später im Hotel dann Blut gepisst, weil ich auch nur mit einer Niere geboren wurde und die geprellt war. Da hatte ich gerade meine mittlere Reife und habe noch zu meiner Mom gesagt, dass ich ein Jahr lang skaten gehen und richtig Gas geben will. Die hat mich auch total unterstützt. Dann kam halt der Bail und irgendwie ist mir an dem Tag bewusst geworden, wie unberechenbar Skateboarding ist. Da muss nur eine blöde Kleinigkeit passieren, ein Umknicker, ein falscher Deal, ein dummes Statement und du bist weg vom Fenster. Mir ist einfach klar geworden, dass es vielleicht realistischer ist, mehr auf die Schule zu schauen und nach meinem Realschulabschluss direkt aufs Wirtschaftsgymnasium zu gehen und danach mein Wirtschaftsstudium anzuschließen. Das habe ich auch im Februar 2014 beendet.

Früher war ich 1,50, jetzt bin ich 1,80 und dann ist es für die meisten Leute nicht mehr so leicht einen Spruch rauszuhauen

Holt dich deine Vergangenheit als Sponsor-Kid eigentlich heute noch ein?

Ne, Gott sei dank nicht mehr. Ich bin ja auch gewachsen. Früher war ich 1,50, jetzt bin ich 1,80 und dann ist es für die meisten Leute nicht mehr so leicht einen Spruch rauszuhauen.

Was hast du jetzt für die Zukunft geplant?

Also im Moment nicht viel, der Fokus liegt eigentlich größtenteils auf Skaten, auf den Kollegen und auch ein bisschen auf Magan.

Was bedeutet Magan überhaupt?

Das ist eine Bezeichnung für das Omangebiet. Da haben Michi Layer, ich und Denis Nitsche uns kennengelernt.

Und das ist die Weiterführung der Fruits Family?

Genau. Mit der Fruits Family wäre es ein bisschen schwierig gewesen das auf den Markt zu bringen, weil Fruits im Englischen ziemlich homosexuell besetzt ist. Wir wollten auch nicht die Früchtchen-Armee sein. Aber jetzt hier in der WG mit Michi und Dennis ist das wieder wie eine Familie und wir haben irgendwann gedacht: „Lass uns doch mal einen Start machen á la Fruits, nur mit Magan.“ Aber das ist jetzt auch keine richtige Firma mit Gewinnmaximierung, sondern dahinter steht wirklich eher so der Familien-Gedanke.

Hört sich nach dem richtigen Weg an. Abschließende Frage: Hast du noch irgendeinen Trick, den du unbedingt mal am Wassergap in Stuttgart machen willst?

Am Wassergap? Nee… Ich beschäftige mich gar nicht mit dem Thema. Obwohl, doch! Ollie hoch, aber da breche ich mir glaube ich die Schienbeine. Das ist eher Utopie.