Das erste Mal kann ich jetzt nicht mehr genau sagen, aber das erste Mal, dass ich mir dessen bewusst war, dass wir mit einer VX1000 filmen waren, war auf der „Fua hits Paris“ Tour in 2007. Flo Geyer hat mich damals mit den Aufnahmen wirklich geflasht, die er aus der VX1000 herausbekommen hat. Lucas Fiederling war dann auch noch mit seiner VX1000 dabei, sodass oft zwei Kameras gleichzeitig im Einsatz waren.
Wirklich begeistert hat mich dann Leon Rudolph, den ich 2012 kennengelernt und mit ihm zusammen einen VX1000 part gefilmt habe. Seine Art mit dem MK1 zu filmen war für mich wie von einer anderen Welt und hat für mich einfach zu 100% Skateboarding abgebildet. Mir war vorher nicht bewusst, dass man mit dem MK1 so nah an jemanden herangehen konnte und das Fisheye solche einmaligen Aufnahmen lieferte. Auch haben mich die GX1000 Clips sehr inspiriert und als 2014 das „Eleventh Hour“ Video von Jacob Harris herauskam, war für mich spätestens ab diesem Zeitpunkt klar, dass die VX1000 in Kombination mit dem MK1 Fisheye das ultimative setup war. Also habe ich es mir gekauft und ein paar eigene clips gefilmt und geschnitten.
"VX Liebhaber können sich also darauf einstellen, dass die Kamera, sowohl in der Anschaffung, als auch im Unterhalt aufgrund der Begrenztheit mit zunehmender Zeit teurer wird."
Dadurch, dass ich selbst gefilmt habe und die Kameras aufgrund ihres Alters ziemlich anfällig sind, habe ich mir gleich mehrere VX1000 gekauft und auch schon teilweise kleinere Reparaturen für mich selbst vorgenommen. Irgendwann wollte ich dann eine aus meiner kleinen Sammlung verkaufen und die war dann auch innerhalb von einer Woche an einen Daniel verkauft. Lustigerweise stellte sich dann heraus, dass sich hinter dem ebay-Namen Daniel, Dan Schulz verbarg mit dem ich schon öfter zusammen in Berlin filmen war. Dan war also mein erster Kunde und seitdem habe ich ihn mit allen VX1000 ausgestattet, die er hat und mit Ersatzteilen für seine Projekte unterstützt. So kam damals der Stein in's rollen, sodass ich häufiger eine VX1000 gekauft und dann wieder weiterverkauft habe. Kleinere Reparaturen habe ich bei defekten Kameras selbst beheben können, bei größeren Defekten habe ich die Kameras selbst zur Reparatur gegeben. Mit der Zeit schrieben mich auf allen Kanälen Leute aus ganz Deutschland an und baten mich um Reparaturen oder wollten eine VX kaufen.
Das Business war auf Dauer viel zu zeitaufwändig. Ich bin verheiratet, habe Kind und Hund, einen festen Job und wenn ich in meiner Freizeit nicht gerade rolle, versuche ich meine alten Volvos auf Vordermann zu bringen. Ich habe das Business also aus zeitlichen Gründen aufgegeben und helfe nur noch hier und da ein bisschen aus, um vor allem deutsche und polnische Projekte zu unterstützen und diese am Leben zu erhalten.
Alle Projekte von Dan Schulz, wie z.B. der Denny Pham Part oder zuletzt das Kult Days Video. Freedom habe ich auch mit dem „Psychedelic Penetration“ Video weitergeholfen. „The Frafimi Video“, die letzten VX parts von Matze Wieschermann und Jacob Hansson´s „Malmoe Tape“ und „Herm|Pete“ sind auch Projekte, die mit Kameras aus meinen Händen gefilmt wurden. Ansonsten fällt es mir schwer zu sagen für welche Videos genau meine Kameras eingesetzt wurden. Was ich jedoch sagen kann ist, dass ich unter anderem noch folgende Firmen, Crews oder Leute unterstützt oder beraten habe:
OBTAIN, Europe, Pirkka Pollari, Frank Skateboards, Bryggeriet, Trap, SOLO, Jérémie Daclin, Jon Wolf, Gerrit Piechowski, Denny Pham, Mark Frölich, Dennis Ludwig, Bombaklats, Grey Area, Brukowiec, Filharmonia Skateboards.
Da gibt es keine genaue Zielgruppe, denn von ganz jungen kids, die ihre footage im VX look haben möchten, bis hin zu alten Hasen, die in den 90ern angefangen haben zu skaten und mit der Kamera viele gute Erinnerungen verbinden, kauft so gut wie jeder eine VX.
Solange die VX1000 am Leben gehalten werden kann, wird sie für einige Leute, Crews und Firmen wie Jamie Thomas (Zero), Jacob Harris (Isle), Dan Schulz, Bombaklats, Own Skateboards, OBTAIN, Magenta, FTC oder GX1000 weiterhin unverzichtbar sein. Ich mein, fast jeder Fotograf hat auch eine Hasselblad und macht auch ab und zu analoge Fotos, weil man eine andere Körnung oder Farbverläufe damit hinbekommt oder sie thematisch einfach besser zum Projekt passt. So wird es auch immer Filmer geben, die die VX mit im Rucksack haben werden und am spot entscheiden mit welcher Kamera sie den trick besser einfangen können oder je nach Projekt entscheiden ob sie mit der VX losziehen oder doch HD filmen. Dan Schulz und Jan Marten Sneep (Bombaklats) sind dafür die besten Beispiele, da sie sowohl HD, als auch VX Videos produzieren. Ich kann jedoch einige Filmer verstehen, die mit dem technologischen Fortschritt gehen und die VX verstauben lassen. Es kann auch verdammt nervig sein mit einer Kamera loszuziehen, die auf Tour auf einmal ihren Geist aufgibt oder die man alle paar Monate reparieren lassen muss, weil immer wieder etwas anderes defekt ist. Nicht zu sprechen vom Capturen, was bei den HD Kameras ja um einiges schneller und einfacher ist.
Die häufigsten Reparaturanfragen sind:
-die Reparatur des Flachbandkabels, damit man wieder ein Bild durch den Sucher bekommt,
-die Reparatur des Tapedeckmechanismus, da das Tapedeck nicht mehr herausfahren will,
-der Austausch des 3CCD Chips, da die Farben verrückt spielen
-Reinigung bzw. ein Austausch der Videoköpfe, da die alten verbraucht sind und die footage somit zu viele glitches aufweist.
"Manchmal zählt einfach nicht wie praktisch, sparsam und fortschrittlich etwas ist, sondern die Originalität, die Einmaligkeit und der Style, den es mit sich bringt"
Die VX wird aller Voraussicht nach aussterben. Ich vergleiche die VX immer mit Oldtimern, an denen es immer etwas zu tun gibt damit sie vernünftig laufen, es aber jederzeit passieren kann, dass sie aufgrund des Alters einen Motorschaden erleiden. Um einen Oldtimer instand zu halten, stellt man sich meistens einen zweiten als Schlachtfahrzeug daneben oder kauft gebrauchte Ersatzteile, die man für zukünftige Reparaturen lagert. Meistens ist die Nachfrage für solche Teile so hoch, dass es Firmen gibt, die sich auf eine solche Teileherstellung spezialisieren, um Oldtimer weiterhin am Leben zu erhalten. Bei der VX ist es so, dass man sie nur mit gebrauchten Teilen aus anderen VX Kameras reparieren kann. Es gibt nämlich keine Firma, die sich auf die Instandhaltung und Nachproduktion solcher Teile spezialisiert hat. Die Anzahl der Kameras und der damit einhergehenden Ersatzteile ist also begrenzt, weshalb die VX früher oder später nicht mehr am Leben gehalten werden kann. Es sei denn es findet sich jemand, der es sich zur Aufgabe macht, aber da müsste die Nachfrage schon weltweit enorm hoch sein. VX Liebhaber können sich also darauf einstellen, dass die Kamera, sowohl in der Anschaffung, als auch im Unterhalt aufgrund der Begrenztheit mit zunehmender Zeit teurer wird.
Ich habe bestimmt schon 30 – 40 Kameras ausschließlich als Teileträger gekauft und solange irgendwelche Enkel die Dachböden und Keller ihrer Opis durchforsten und darunter eine VX1000 finden, die sie dann der Skatewelt zur Verfügung stellen, wird es Teile geben. Danach ist leider Schluss.
Was macht für dich gerade die VX1000 zu DER Skate Kamera und nicht die 2000 oder 2100?
Der Charme der VX1000 vereint mit dem MK1 Fisheye ist unschlagbar, nicht zu sprechen von dem einmaligen sound, dem leichten Gelbstich und der Vignette, die durch das Fisheye entsteht. Skateboardfahren ist rau, dreckig, laut und blutig, was für mich genau die Attribute sind, die die VX1000 verkörpert. Natürlich ist die VX2000 und die VX2100 weiterentwickelter, hat eine bessere Auflösung und ist für Nachaufnahmen wesentlich lichtstärker, aber das heißt nicht, dass sie dem Original gleichen können. Ich finde auch einen alten, blubbernden V8 Amischlitten geiler, als ein neueres und von der Leistung her vielleicht „besseres“ Auto. Aber manchmal zählt einfach nicht wie praktisch, sparsam und fortschrittlich etwas ist, sondern die Originalität, die Einmaligkeit und der Style, den es mit sich bringt.