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Lobby Hamburg

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Es war ruhig geworden um die Hamburger Skateboarding-Szene. Vor knapp anderthalb Jahren fassten sich Philipp Kroll und Antonio Thieme ein Herz und eröffneten im Herzen der Hansestadt ihren Lobby Skateshop. Innerhalb kürzester Zeit hat sich der Shop einen Namen gemacht und die Hansestadt ein Stück weit zurück auf die Skateboard-Landkarte gebracht. Wir haben mit Philipp über sein erstes Jahr als Lobby-Besitzer gesprochen.

Seit: 1. Juni 2016

Inhaber: Philipp Kroll und Antonio Thieme

Team: Nizan Kasper, Kenny Hopf, Christoph Friedmann, Benny Vogel, Christoph Reinhardt, Dennis Behrens, Anton Wempner, Danny Stephen, Noah Moerbeck.

Webseite: www.lobby-skateshop.de

Facebook: Lobby Hamburg

Instagram: @lobby-hamburg

Mail: info@lobby-skateshop.de

Tel.: +49 (0) 40 650 406 14

Adresse: Marktstrasse 27, 20357 Hamburg

Öffnungszeiten: Mo. – Fr.: 12-19 Uhr, Sa: 11-19 Uhr

Wie läuft’s Philipp? Habt ihr viel zu tun im Shop?

Ja gut auf jeden Fall. Dadurch, dass eigentlich nur Antonio und ich den Shop machen, ist das Daily Business ’ne ganze Menge. Deshalb gönnt sich Antonio aktuell mal ein paar entspannte Wochen in Brasilien. Ich häng hier also alleine rum!

Du stehst sechs Tage die Woche im Shop?

Joa, also ich mein es gibt natürlich immer Phasen, in denen es ein bisschen ruhiger ist. Aber eigentlich sind wir beide sechs Tage die Woche im Laden. Klar, wenn wir mal merken, dass nicht viel los ist, geht einer dann auch mal Skaten.

Ist der Shop denn gut angelaufen?

Auf jeden Fall – also ich mein: Skateshop-Business ist natürlich immer irgendwie Struggle. Das war uns von vornherein klar. Ich hab aber das Gefühl, dass der Shop immer mehr angenommen wird und wir auch inzwischen über Hamburg hinaus immer mehr Reichweite kriegen. Aber klar gibt’s noch Luft nach oben.

"Uns ist es wichtig, dass die Brand auch was an die Skateboard-Szene zurückgibt."

Was habt ihr beiden denn vorher gemacht?

Antonio hat davor eine Ausbildung zum technischen Zeichner gemacht und ich hab schon vorher im Skateboard-Biz gearbeitet – als Produktions-Manager bei einer Board-Company. Wir haben beispielsweise für Trap, Radio oder die Yama Boys Boards produziert.

Und wie kam’s dazu, dass ihr euren eigenen Laden aufgemacht habt?

Bei mir war das so, dass ich Ende 2015 einfach nicht mehr wirklich happy war in meinem Beruf. So ähnlich war’s auch bei Antonio. Hinzu kommt, dass ich damals bereits seit einiger Zeit mit dem Gedanken gespielt hatte, einen Shop zu eröffnen – irgendwie hat’s aber doch immer an der letzten Motivation gefehlt. Am Ende war’s eine ziemlich spontane Aktion.

Und wie hat es sich ergeben, dass Antonio mitgemacht hat?

Antonio und ich sind schon lange befreundet und das ist mir bei so einer Sache schon sehr wichtig. Außerdem passen wir, was das Business betrifft, echt gut zusammen.

Du hast es ja schon erwähnt: Einen Skateshop zu führen, ist eine schwierige Geschichte. Was es für euch nicht ein Wagnis? Habt ihr lange hin und her überlegt, bevor ihr gestartet seid?

Klar, auf eine gewisse Weise ist das natürlich schon ein Wagnis. Wir hatten jetzt auch nicht irgendwelche großen Ersparnisse auf der hohen Kante. Deswegen haben wir versucht, von Beginn an smart mit der ganzen Geschichte umzugehen und das Risiko, so weit es geht, gering zu halten. Aber trotzdem haben wir natürlich intensiv darüber nachgedacht, ob wir das machen oder nicht – aber wie gesagt: am Ende ging’s dann doch relativ schnell.

Wie viel Zeit verging letztlich zwischen „Ok, wir machen das“ bis „shop’s open“?

Anfang 2016 war ich gemeinsam mit Antonio in Peru. Dort haben wir uns nochmals richtig Gedanken gemacht. Drei, vier Monate nachdem wir wieder in Deutschland waren, war die Lobby-Tür dann schon geöffnet.

Dann habt ihr aber auch relativ fix ein Laden-Lokal gefunden?

Ja, da hatten wir auf jeden Fall tierisch Glück. Im Prinzip hatten wir durch Zufall mitbekommen, dass in unserer favorisierten Straße, hier in der Marktstraße, was Kleines, aber Schönes freigeworden ist. Dem Vermieter hat unser Konzept gefallen und uns genommen.

Und wie habt ihr die Einrichtung des Ladens gestaltet?

Im Prinzip ist das alles in unserem Freundeskreis entstanden. Unser guter Kumpel Christoph Reinhardt ist Designer und Möbelbauer. Den hab ich damals angesprochen – und er hatte sofort Bock.

Und die Brands, die ihr im Laden haben wolltet – wie habt ihr die ausgewählt?

Die Brands wählen wir eigentlich immer danach aus, was uns gerade so gefällt. Wir wollen natürlich Skater-owned Brands, die vernünftige Sachen machen, eine gute Qualität haben und nach was aussehen. Zudem ist es uns wichtig, dass die Brands auch was an die Skateboard-Szene zurückgeben. Wir haben auf der einen Seite den Vorteil, dass wir an manche Brands rankommen, die andere einfach nicht in den Laden bekommen. Vielen Dank dafür auch an Oli von Beast, der uns da von Anfang an vertraut hat. Auf der anderen Seite sind wir durch unsere „überschaubare“ Größe auch gewissermaßen eingeschränkt – wir können einfach nicht die Masse anbieten, die die großen Onliner und Shops anbieten. Für viele unserer Brands gabs vorher einfach keine Anlaufstelle in Hamburg, daher hats ein bisschen gedauert bis die auch wirklich hier angekommen sind, aber mittlerweile checken die Leute es.

"Deshalb finde ich, wenn du mit Skateboarding dein Geld verdienst, bist du es der Szene auch gewissermaßen schuldig, etwas zurück zugeben."

Kaufen bei euch ausschließlich Core-Skater ein oder auch Leute außerhalb der Skate-Szene?

Es ist gemischt würd ich sagen. Wir haben sowohl den informierten Skater, der ganz genau weiß, auf was er Bock hat als auch den ganz normalen Dude, der einfach die Klamotten oder die Schuhe cool findet. Was uns halt echt entgegen kommt, ist die Lage unseres Shops – da kommen täglich massig Touristen vorbei. Zudem spielt uns schon auch der ganze Supreme-/Palace-Hype in die Karten. Dadurch funktionieren auch Marken aus dem Umfeld bei den Hip-Kids aktuell ganz gut, beispielsweise Fucking Awesome.

Ist es für einen Skateshop heutzutage wichtig, dass auch Leute außerhalb der Szene einkaufen? Also würde sich ein Skateshop nicht tragen können, wenn man nur die Core-Skater hätte?

Auf gar keinen Fall! Die Core-Szene ist zum größten Teil ja auch der Freundeskreis. Und da Skater ja bekanntlich nicht auf großen Geld-Stacks sitzen, wird bei jedem Board und bei jedem Schuh gefeilscht. Die Szene ist also mehr Marketing als hundertprozentiger Kunde. Das stimmt natürlich nicht komplett. Viele Jungs supporten uns auch seit Anfang an, aber du weisst was ich meine.

Muss sich ein Skateshop auch seine eigene Kundschaft „schaffen“, indem er die Szene pusht? Also ist der Shop gewissermaßen selbst verantwortlich für seinen Umsatz?

Auf jeden Fall! Skateboarding ist ja eine super familiäre Sache. Deshalb finde ich, wenn du mit Skateboarding dein Geld verdienst, bist du es der Szene auch gewissermaßen schuldig, etwas zurück zugeben. Dass du schaust, dass deine Jungs vorankommen, dass Events stattfinden und das ganze Zeug. Außerdem muss man als Shop auch immer wieder die Brands in die Pflicht nehmen – dass die auch lokal mehr fördern und Sachen an den Start bringen.

Welche Sachen habt ihr denn schon umgesetzt mit denen ihr die Szene supporten wolltet?

Wir haben von Beginn an versucht, unsere Ladenfläche dazu zu nutzen, Events an den Start zu bringen. Video-Premieren, Releases und so weiter. Wir wollen aber nicht nur die Jungs supporten, die gut skaten. Wir wollen auch das Umfeld unterstützen. Vor allen Dingen auch Künstler aus dem Skate-Business. Wir hatten zum Beispiel Ausstellungen mit Julian Furones, Laura Kaczmarek, Michel Lang und ein Booksigning mit French Fred. Für uns ist das extrem wichtig – auch weil in Hamburg lange Zeit kein richtiger Fotograf mehr am Start war. Das hat dem Output und demnach auch der Wahrnehmung echt geschadet. Anfang des Jahres haben wir zudem mit Adidas unseren ersten kleinen Contest ausgerichtet, mit anschließender Ausstellung im Shop. Solche Sachen wollen wir auf jeden Fall auch in Zukunft weiterhin machen. Ausserdem kommt im Dezember unser erstes Promo Video.

Ich hab auch das Gefühl, dass man wieder mehr mitbekommt aus Hamburg. Hast du auch den Eindruck, dass die Szene aktiver, lebhafter und größer geworden ist seit ihr am Start seid?

Also ich glaub schon, dass wir einen positiven Einfluss haben und über den Shop die Szene so ein bisschen lenken bzw. supporten können. Man muss aber ehrlicherweise zugegeben: Es ist auch vorher was in Hamburg passiert – beispielsweise gab es viele Leute wie Nizan Kasper und die StanleyWe Boys, Jonas Strecke von der Pee-Unit oder Danny Stephens, die für Video Output gesorgt haben . Die haben aber nie so viel Aufmerksamkeit bekommen, was meiner Meinung auch damit zusammenhängt, dass hier in Hamburg nie ein großes Brand, ein Magazin oder eben ein Shop dahinter stand.

Habt ihr auch Shop-Boards oder Shop-Shirts?

Klar, wir haben schon ein bisschen was gemacht. Ein paar Caps und Shirts haben wir rausgehauen. Aber bisher eigentlich primär für die eigene Crew. Wobei da auf jeden Fall mehr kommen soll. Was Shop-Boards angeht, da möchte ich erst Mal eigentlich nichts machen. Dadurch, dass du Shop-Boards im Normalfall relativ günstig anbietest, verkaufst du einfach weniger Boards von anderen Brands. Und wir wollen ja die Brands, die wir führen, auch supporten.

Wie ist denn bei euch im Shop so das Verhältnis zwischen Hardware und Klamotten/Schuhen?

Also so prozentual kann ich dir das gerade aus dem Kopf raus gar nicht sagen. Aber da muss man schon realistisch sein. Leben tust du als Shop vom Klamotten- und Schuhverkauf. Boards kaufen sich eben wirklich nur die Leute, die auch skaten. Skateschuhe werden ja hingegen inzwischen von jedem getragen.

Und die Margen sind ja auch nochmal anders...

Margen bei Boards... Da willst du dich erschießen…

"Es ist jetzt nicht die Regel, dass wir jeden Tag ein Paket nach Japan, Russland oder Australien oder so schicken – aber es kommt auf jeden Fall immer wieder vor."

Für die meisten Skateshop-Besitzer, mit denen ich bisher gesprochen hab, sind die Web-Shops inzwischen irre wichtig.

Ja, auf jeden Fall. Das ist auch etwas, mit dem ich im Vorhinein nicht so gerechnet hatte. Der Web-Shop ist super wichtig. Es gab Monate, in denen das Verhältnis Online zu Shop 70 zu 30 war.

Habt ihr auch viele Bestellungen aus dem Ausland?

Innerhalb Europas verschicken wir viel nach England, Skandinavien oder Frankreich. Es ist jetzt nicht die Regel, dass wir jeden Tag ein Paket nach Japan, Russland oder Australien schicken – aber es kommt auf jeden Fall immer wieder vor.

Gibt’s denn noch andere Sachen, die du nicht erwartet hättest als du mit dem Shop angefangen hast?

Auf das meiste waren wir eigentlich vorbereitet. Was mich dann aber doch überrascht hat ist, wie viel Zeit man in die ganze Darstellungs-Social Media-Geschichte investieren muss. Wie oft du vor dem Web-Shop hockst. Wie oft du bei Photoshop irgendwas freistellst.

Ihr habt ja eh relativ zügig einen guten Web-Shop zusammengehabt.

Ja, das war irgendwie wieder genau so, wie mit der Einrichtung. Unser Kumpel Fabio Schöneweihs vom Parallel Mag ist Grafiker und sitzt im Büro zusammen mit einem Programmierer. Und so kam dann wieder eins zum anderen.

Wolltet ihr bewusst auch die deutschen Sachen pushen?

Ja voll. Das ist uns auf jeden Fall sehr wichtig. Es kommt ja auch immer mehr deutsches Zeug, das auch international Aufmerksamkeit erregt. Wie Europe beispielsweise.

Ist es für euch schwierig, Ladenfläche für Brands bereitzustellen, die nicht so bekannt sind?

Würd ich nicht sagen. Nils und die Jungs von Europe waren damals hier oben und haben ihr Video bei uns im Shop vorgestellt. Dann haben die Leute natürlich einen ganz anderen Bezug. Mit den Jungs von Alltimers oder Polar feiert man eben eher selten. Also hatte ich jetzt nicht das Gefühl, dass mir die Europe-Sachen wertvolle Ladenfläche geklaut haben. Eher im Gegenteil. Die Sache lief und läuft richtig gut.

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