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Interview mit Linda Ritterhoff

Der Macherin des „GRRRollt” Video

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Hätte Linda Ritterhoff uns nicht den Trailer zum "Berlin GRRRollt Video" auf Instagram geschickt, hätte ich wahrscheinlich nichts von der Videopremiere mitbekommen – obwohl ich ebenfalls in Berlin wohne. Manchmal ist die Stadt schlicht zu groß, so dass man selbst in seiner eigenen Szene den Überblick verliert. Linda selbst hat das bereits zu Anfang des Projekts gemerkt, als sie den ambitionierten Ansatz, alle Skaterinnen in Berlin in einem Video zu versammeln, direkt wieder etwas runterregeln musste. Aber 48 Mädels in einem Video ist immer noch eine stattliche Anzahl. Linda selbst fährt für Ten Skateboards und hat ebenfalls ein paar Tricks in Berlin GRRRollt, doch hauptsächlich agierte sie diesmal hinter der Kamera, um die Berliner Szene noch weiter zu pushen und zusammenwachsen zu lassen. Bei der Premiere waren dann auch fast alle Girls erstmals gemeinsam versammelt. Ich war bei der zweiten Premiere in den Räumlichkeiten von Drop In, die sich direkt hinter dem Shelter befinden und hab dabei mit Linda ein wenig über das Video gesprochen.

Linda

Linda Ritterhoff

Linda, lass doch damit anfangen, dass du dich kurz vorstellst.

Ich bin Linda, 36, ursprünglich aus einem kleinen Dorf in Niedersachsen, wohn seit zehn Jahren in Berlin und fahr seit 20 Jahren Skateboard. Ich hab Drop In mitgegründet, aber mach da jetzt vor allem nur noch ein Projekt zu Rolli-Skaten.

Was ist Drop In genau?

Das ist ein Verein, den wir vor vier Jahren gegründet haben. Wir haben mit einem Skateangebot für geflüchtete Kids angefangen. Heute gibt es ein tägliches Angebot und unterschiedlichste Projekte für Jugendliche mit Fluchthintergrund. Das ist nicht alles auf Skateboarding bezogen, aber alle die das machen, haben Skatehintergrund. Es gibt auch zwei Mädels, Mobina und Melika, die sind über Drop In vor drei Jahren zum Skaten gekommen und werden jetzt auch von Nike gepusht.

Wie kann man Drop In denn unterstützen?

Über Spenden, also Boards oder auch Geldspenden, oder freiwillige Mitarbeit.

"Letztes Jahr ist die Anzahl an Mädels in Berlin einfach explodiert."

Dann lass mal über das Video sprechen. War das dein erstes größeres Projekt?

Ja, aber der Name GRRRoll kommt von einer Crew mit der wir vor etwa acht Jahren Mädelssessions im Mellowpark gemacht hat. Da haben wir auch kleinere Videos unter dem Namen gemacht und das wollte ich wieder aufgreifen.

Wie bist du jetzt dazu gekommen, dieses Projekt zu starten?

Ich bin halt immer Skateboard gefahren und letztes Jahr ist die Anzahl an Mädels in Berlin einfach explodiert. Da hab ich gedacht, es wäre cool mal ein Video zu haben. Am Anfang dachte ich, ich mach das mit allen Mädels die in Berlin Skateboard fahren, aber dann hab ich gemerkt, das krieg ich nicht hin. Also hab ich versucht alle aktiven Mädels zu kriegen, die seit zwei, drei Jahren regelmäßig Skateboard fahren. Das Ganze hab ich mir Anfang des Sommers überlegt, hab dann einen Monat später angefangen und von Juli bis Oktober gefilmt.

Wie hast du das denn hinbekommen, mit so vielen Mädels zu filmen?

Ich hab erst mal alle eine handgeschriebene Liste gemacht, alle Kontakte gesammelt und eine WhatsApp Gruppe erstellt. Zum Teil hab ich es so gemacht, dass ich gesagt habe, ich geh an diesem oder jenen Spot filmen, wer hat Bock vorbeizukommen? Zum Teil bin ich welchen aber auch hinterhergerannt und hab gesagt, „Ich hätte dich gerne im Video, lass uns mal was filmen“. Und während des Filmprozesses entsteht ja auch viel. Da waren auch Mädels dabei, die haben vorher noch nie was gefilmt oder waren noch nie Streetskaten. Eigentlich wollte ich ja ein Video nur mit Streetfootage machen. Aber dann hab ich festgestellt, das haut so nicht hin und mir war wichtig, alle rein zu kriegen. Dann hab ich halt doch an Skateparks gefilmt.

Kim [Wibbelt] meinte, zumindest sie hätte Skatepark Verbot gehabt.

[lacht] Sozusagen. Ich hab ihr gesagt, dass ich weiß, dass sie das kann. Sie meinte hinterher auch: „Danke, dass wir nur Street Zeug gemacht haben.“

Kim Wibbelt

Kim Wibbelt

Lea Jelena Ipek Marianne

Lea Linke, Jelena Lufen, Ipek Cakir, Marianne Rabe

Man merkt aber auch, dass es dir eben vor allem wichtig war, möglichst viele zu integrieren – das sieht man ja z.B. auch an der Rollstuhl Footage. Deshalb ist das Level an Skateboarding an mancher Stelle ja auch eher zweitrangig und die Gemeinschaft wichtiger und das verleiht dem Video einen sehr angenehmen Vibe.

Ja, aber einige Mädels hab ich auch zum Streetskaten überzeugt und ihnen gesagt, dass es ja nicht darum geht, dass sie besonders gut oder schlecht skaten gehen, sondern dass wir die passenden Spots finden.

Wie ist denn die Mädels-Szene in Berlin eigentlich so?

Wie ich das die letzten Jahre beobachtet habe, ist das bei Typen und Mädels gleich. Die Stadt ist riesig und man kann nicht von der Berliner Skateboardszene sprechen. Da gibt es zehntausend Grüppchen und bei den Mädels ist das genau so. Über die Halle haben sich welche gefunden, Zille und Franzi hängen am MBU eher mit Typen rum und ich hab auch eher eine Gruppe an Jungs, mit denen ich skaten gehe. Deshalb war es ja auch so schön bei der Premiere, dass fast alle da waren. Da gab es so ein Gemeinschaftsgefühl und das war mega. Momentan bündelt sich halt viel bei den Mädelssessions in der Skatehalle.

"Es war so schön bei der Premiere, dass fast alle da waren. Da gab es so ein Gemeinschaftsgefühl und das war mega."

Hast du das Gefühl, dass das die Szene näher zusammengebracht oder ihr einen gewissen Antrieb verpasst hat?

Da glaub ich muss ich noch ein bisschen abwarten. Da ist auch die Frage, was passiert nach dem Video? Ich hätte definitiv Bock an einer Fortsetzung zu arbeiten, dann aber nicht alleine. Diesmal hab ich mir das halt überlegt und dachte, das muss schnell passieren, damit der Effekt auch greifbarer wird. Ich könnte mir aber jetzt schon vorstellen, dass es eine Fortsetzung gibt, bei der eben jeder was filmt und es wirklich nur Streetfootage wird.

Hast du denn das Gefühl, dass die Szene auch deutschlandweit immer mehr wächst?

Das kann ich nicht sagen, weil ich fast nur hier bin. Ich hab gehört, dass es in Dortmund ganz gut abgeht. Ich weiß in Hamburg skaten relativ viele Mädels. Ich müsste mal einen Deutschlandtrip machen, um das rauszufinden. Ich glaub schon, dass es überall mehr wird, aber hier halt besonders.

Ich denke auch, dass die weibliche Szene immer mehr wächst, aber wie ist es denn mit Filmerinnen oder Fotografinnen?

Also ich bin ja auch keine Filmerin. Ich hab immer zwischendurch gefilmt und Fotos gemacht, aber ich bin jetzt alles andere als eine professionelle Filmerin. Ich kenn jetzt auch keine Filmerin, deshalb fand ich es auch wichtig, das zu machen und eben nicht die Jungs filmen zu lassen. Und auch um weg zu kommen von Social Media Kurzclips. Ich mag das Format kompletter Skatevideos.

Thora Lilly Amelie

Thora Stoephasius, Lilly Stoephasius, Amelie Junker

Hattest du denn von Anfang an eine Idee, wie das Video aussehen sollte, oder hat sich das einfach entwickelt?

Ich hab tatsächlich gewartet, bis ich alles hatte. Mir war einfach wichtig, dass es nicht langweilig ist und Leute das gucken und cool finden. Mir haben Leute gesagt, das macht Bock zu skaten und das glaube ich kommt auch durch die Abwechslung im Video. Ich hab da so meine zwei, drei Lieblingsstellen. Den Bowl Part mit den drei Mädels find ich hammer, weil die gemeinsam richtig abgehen. Das hat sich aber einfach so ergeben.

Was würdest du dir wünschen, wie es weitergeht? Konkret hier in Berlin jetzt, aber auch allgemein mit der globalen Mädels-Szene?

Für Berlin würde ich mich freuen, wenn es eine Fortsetzung des Videos geben würde und es so weitergeht wie jetzt. Ich finde auch schön, dass es hier nie Stress mit Typen gab. Das ist alles sehr supportiv hier. Und mir ist es auch egal ob Mädel oder Typ, ich möchte einfach dass jeder der Bock hat auf Skaten das einfach macht – deswegen eben auch die Rolli-Fahrer. Meist hilft es ja den Leuten, wenn sie irgendwas vorher schonmal gesehen haben, und da es in Berlin noch kein inklusives Mädelsskatevideo gab, musste das dann eben einer machen.

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