Frafimi oder Frafimi Gallucci,
das ist laut Instagram Beschreibung ein Lifegeil Collective aus
Frankfurt am Main. Klingt so weit spaßig, ist es auch, aber was genau
dahintersteckt, davon wissen irgendwie noch nicht so viele. Um
Aufklärungsarbeit in Sachen hessischer Streetculture zu leisten, haben
wir zwei der Köpfe hinter Frafimi, Matthias "Mocki" Ellinger und Philipp
Schäfer, zum Gespräch zitiert. Kurz bevor Mocki seinen 28 Geburtstag an
der Hauptwache feiern ging. Ach ja, die Jungs haben auch noch einen
Trailer für ihr kommendes Video geschnitten, der weit mehr ist als ein
Trailer und den es ebenfalls hier zu sehen gibt.
Mocki: 28.
M: Alle sind da! Die Szene in Frankfurt ist ja auch überschaubar. Aber ja, weiß nicht genau, gibt auch einige Jungs, die anderswo connected sind.
Philipp: Der Mocki ist ja der Idiot, der immer den Rucksack mit der Kamera schleppt und dann wollen alle mit ihm zu tun haben.
M: Mit der Kamera hab ich mich in was reingefahren, jetzt muss man immer ran. Aber macht ja auch Spaß.
M: Jaa, so n bisschen fing’s an und dann hat das direkt weitere Ausmaße angenommen. Es war irgendwie so ein Selbstläufer und dann waren alle mit im Boot und jeder hat seinen Shit gemacht und so hat das die Form angenommen, die es jetzt hat.
P: Irgendwann hat sich das ausgeweitet, als wir dann Shirts und Sticker und Tralala gemacht haben. Und eigentlich so das ganze Kollektiv entstanden ist. Und dann haben wir halt selbst gemerkt: So ein Mix reicht eigentlich nicht mehr um diese ganze wunderbare Artenvielfalt zu beschreiben.
"Man fühlt sich voll durchgebumst. Aber irgendwie auch geil."
M: So vor ’nem Jahr ungefähr.
M: Joa, kommt mir schon Ewigkeiten vor....Ohne Frafimi kann ich gar nicht mehr denken!
M: Frankfurt fickt mich aus’m Gallus. Daher kommt Gallucci. Hört sich nur schöner an.
M: Angefangen hat’s mit Kappen. Da gab’s drei Modelle. Die Klapp-Cap, die Mütze, die du klappen kannst. Ein Visor und diese Headnut-Cap. Da ist so ’ne Capi ohne Schirm. Eine Hafenarbeiter-Mütze die so Altrocker tragen. So ein bisschen Banane-Kappen halt. Aber wie das so ist, umso länger man sie trägt, umso besser sehen sie aus und dann hat der Philipp T-Shirts und Sticker gemacht. Und jetzt kommen bald noch mal ein paar T-Shirts und dann mal gucken.
P: Außerdem möchte ich hinzufügen: Ich bin mir nicht sicher, ich hab nicht recherchiert, aber ich glaube, wir sind die einzige Skateboard-Crew, die mittlerweile einen akademischen Titel hat.
M: Ja, wir sind schlau. Sophisticated.
P: Ich hab Kommunikations-Design studiert und meine Bachelor-Arbeit dem ganzen Frafimi-Lifestyle gewidmet.
M: Um’s kurz zu machen: Es gibt ein Frafimi-Buch.
P: Ne gar nicht mal – also primär hab ich mich eigentlich mein ganzes Studium lang mit Fotografie beschäftigt und hab für dieses Bachelor-Ding einfach drei Monate lang zu jeder Tages- und Nachtzeit unseren Lifestyle fotografiert. Wenn wir auf Trips oder einfach nachts in Frankfurt unterwegs waren. Jetzt nicht primär Skate-Fotos sondern eher diese Lifestyle-Schiene. Wann immer sich jemand einen reingesoffen hat oder wir unterwegs waren, war ich der Typ, der jedem in die Fresse geblitzt hat und hab dann diese ganzen analogen Fotos zu einem Buch zusammengepackt und das Ganze als meine Bachelorarbeit der Uni vorgelegt. Und die fanden das geil.
P: Ja primär schon. Also ich mein dieses ganzes Ding setzt sich ja aus mehreren von uns zusammen. Der Mockie hat natürlich den Film-Part. Dann gibt’s halt auch noch den Jojo [Johannes Maisinger], der Fotos schießt.
M: Mehr so die Action-Fotos.
P: Und was jetzt Designs anging: Logo und das erste Shirt und so, da hab ich mich ausgetobt. Das ist halt das Schöne. Das ist so ein Kollektiv-Gedanke. So ein bisschen spiegelt das auch dieses ganze Instagram-Ding wider. Wir haben ja von vornherein den Account an 20 Leute gegeben. Jeder hat da Zugang und es gibt keine Richtlinien. Die einzige Regel, die wir aufgestellt haben, war: jeder kann tun und lassen was er will.
P: Ja, die Kontrolle ist ein bisschen flöten gegangen. Aber im Prinzip ist alles gut.
M: Jaaa, also bisher ist noch nichts passiert, was uns irgendwie...
P: …den Jugendschutz ans Bein gebunden hätte.
M: Unser CEO hat noch nie Einwände geäußert.
M: Ja erst mal schon, ich denk das macht’s aus.
M: So ein paar horny Boys aus Frankfurt, die gerne über ihren Insta-Account Bilder und sowas rausbringen und natürlich auch weitreichenden Kontakt zu allen möglichen Frauen finden wollen!
M: Neee.
P: Ich glaub viel mehr geht’s einfach darum, dass jeder von uns sich selbst und das ganze Ding nicht zu ernst nimmt. Ich glaub, das macht’s halt irgendwie auch spaßig und interessant.
M: Also so hat’s sich eigentlich bisher auch gehalten. Und wenn das jetzt jemand genau so oder so haben möchte, dann müsste das halt die Person alleine machen, damit er volle Handhabe hat. Aber das hat sich ja so entwickelt, dass wir zusammen Spaß machen und das führt dann dazu, dass man besseren Output hat.
M: Ja, des Geld gibt’s leider noch nicht so viel. Also da hab ich jetzt keine große Erwartungen, dass ich damit meinen Lebensunterhalt bestreite.
P: Naja, oder halt direkt das ganze Game übernehmen. Wir haben so zwei Zukunftsvisionen: Entweder wir beuten das Ding kapitalistisch vollkommen aus und gehen nach einem Jahr an die Börse und verheizen alles bis es irgendwann bei H&M drinnen ist. Oder wir gehen in die humanistische Schiene, bilden eine Religion draus und verdienen keinen Cent aber haben Glauben.
M: Spiritualität oder Money. Das sind die zwei Wege.
M: Wir finden bestimmt ein paar Anhänger, ein paar Knechte, die das dann auch so befürworten. Kann man bestimmt Geld machen mit.
M: Ja, das wollt ich einmal in meinem Leben machen. Hat aber lange gedauert, bis ich die Kohle bekommen hab. Das nächste Mal klau ich ihm das Geld direkt aus der Kasse.
P: Es ist auch schick, wenn man selbstständiger Unternehmer ist, weil man hat eine Steuernummer.
P: Nice. Willkommen im Club Stefan.
M: Ich hab die erst diesen oder letzten Monat bekommen. Woah... die wollten bei mir schon Hausdurchsuchung machen, um das Unternehmen anzugucken, als ich es angemeldet hab.
M: Dann hab ich denen gesagt, ich verkauf 30 Kappen, dann waren sie ruhig.
M: Ja, denk schon. Es kam schon ein paar Mal vor, dass Leute mich angesprochen haben, die ich gar nicht kannte. Das war dann schon sehr verwunderlich. Aber man bewegt sich ja immer in seinen eigenen Kreisen und da ist es halt auch verbreitet, weil sich alle kennen. Aber ja, mittlerweile finden’s alle geil.
P: Langsam trägt der Schwachsinn Früchte... Ich glaub die Non-Skate-Fraktion checkt’s manchmal noch nicht so ganz, weil wir dann auch hier und da gefragt wurden, was wir eigentlich machen und die meisten gehen davon aus, es handelt sich um italienische Designer-Handtaschen. Wegen dem Namen glaub ich. Aber auf jeden Fall gibt’s auch eine aufblühende Non-Skate-Szene, die uns auf’m Schirm hat.
M: Ich glaub auf Instagram ist die None-Skate-Szene fast größer, wenn ich mir die Likes angucke.
P: Stichwort Kunst-Uschis.
M: Für Skate-Clips kriegt man nicht so viele Likes wie irgendein in Szene gesetztes Schwarz-Weiß-Foto. Aber wenn das die Kunst-Uschis liken find ich das klasse.
P: Ja, von Anfang an. Ist ja kein Geld zu machen.
M: Wir müssen uns auch auf unsere Spiritualität zurückbeziehen, aber das ist ein langer Findungsweg.
M: Ja, der Jojo ist unser Außenkorrespondent. Der hat in Karlsruhe, Stuttgart und Berlin gut Werbung gemacht. In Dresden haben wir noch ein Chapter. Frafimi und Eierschecke.
P: Als Europa-Stadt und Weltmetropole kommen ja vieeele auch nach Frankfurt. Sobald jemand hier ist und einen Tag lang diesen Frafimi-Lifestyle kostet, ist er meist komplett infiziert.
M: So richtig durchgefickt zu werden. [lacht] Man fühlt sich voll durchgebumst. Aber irgendwie auch geil.
P: So ein bisschen wie Frankfurt, Kontraste, die aufeinander treffen. Auf der einen Ecke ziemlich geil und ziemlich edel und schick und Business und im nächsten Moment biste nur noch umzingelt von Crack-Scheiße und dreckigem Asphalt.
M: Eher so ein Unter-der-Hand-Geschäft. Und wenn man unterwegs ist, bringt man ein paar Kappen mit. Dann kann’s mal sein, das irgenein Kollege von einem Bekannten auf einen zurückkommt und dann musste ich auch schon ein paar Kappen verschicken. Ich hab so ein richtiges Lager aufgebaut und schon das ein oder andere dicke Pakete abgeschickt. Hab ich mich ganz schön unternehmer-mäßig gefühlt.
P: Wir sind auf jeden Fall auch dran, unsere Website auszubauen und dann gibt’s n ganz komfortablen Web-Shop. Der ist dann 24/7 offen und dann bestellt man was und das dauert gerade mal fünf bis sieben Wochen bis die Bestellung endlich bei dir zu Hause ankommt.
M: Ja, aber wir kaufen die Sachen dann selber aus, damit es noch härter gefeiert wird.
M: Erst Mal ist das Video relativ wichtig. Weil wir ein Full Length am Machen sind. Deswegen gibt’s da ja so mehr oder weniger einen Trailer, der eigentlich auch kein richtiger Trailer ist. Aber irgendwie... ja dann doch. So ne kleine Vorankündigung für des volle Video und das ist bei mir erst mal so das Hauptaugenmerk. Weil da geht’s ja um Skaten. Und sonst, weiß nicht, viel Geld verdienen.
P: Wir werden das Ding einfach so weiterfahren, keinen Fick geben, machen worauf man Bock hat und wenn irgendwann nochmal so paar Euros dabei überhängen bleiben, dann mieten wir uns den 25. Stock von irgendeinem Hochhaus hier in Frankfurt und bauen da unser fettes Headquarter auf.
M: Neee, dann gibt’s nur eine dicke Party. So viel Geld zu machen, dass man eine fette Party schmeißen kann und dann mal gucken, dann is alles weg und man muss wieder ein normales Leben führen. Live or Die. Das ist mein Motto.
M: Ja genau. Je nachdem wie spirituell wir weiterkommen, gibt’s dann vielleicht auch noch tiefere Ebenen zu durchforsten.