is loading
EN DE

„Ey, das ist ein downright geiles Board.“

Eric Fellenberg Interview

Advertisement

Falls du bisher noch nichts von downright gehört haben solltest, dann liegt das vielleicht daran, dass die Jungs aus Leipzig keinen schnellen Hype generieren wollen. Sie arbeiten noch alte Schule mäßig und haben lange Jahre an ihrem ersten Full Length gearbeitet, das nun am 1. April im UT Connewitz Premiere feiern wird. Danach kommt das Video auf DVD – Online Release ist erstmal nicht geplant. Alte Schule eben. Um im Vorfeld ein bisschen was zum Video zu erfahren, haben wir mit Eric "Felle" Fellenberg, dem Mann hinter downright gesprochen und außerdem gibt es drei Karten für die Premiere zu gewinnen. Checkt unsere Facebook Seite.

Moin, Felle. Sag mal, wie kamt ihr eigentlich auf den Namen „downright“?

Ich habe schon zwei, drei Jahre vorher mal versucht nebenbei ein Label aufzumachen. Da gab’s dann unterschiedlichste wirre Ideen. „People like you“ und sowas. Dann habe mich einfach mal hingesetzt und gegoogelt was so die Schlagworte sind von dem, was ich damit gerne ausdrücken möchte. Irgendwann bin ich auf „downright“ gestoßen. Das heißt ja soviel wie absolut, ehrlich, ausgesprochen oder geradezu. Zum Beispiel sagst du „Ey, das ist ein geiles Board“ und wenn du es halt noch ein bisschen geiler findest geil sagst du „Ey, das ist ein downright geiles Board.“ Und dann hat mir das auch ganz gut gepasst, dass man auch die zwei Worte getrennt voneinander betrachten kann. Also einmal down mit einander sein und halt das Richtige tun, also das Herz am rechten Fleck haben. Deswegen auch das Logo mit dem Herz unten rechts.

Ist das auch mit einer der Gründe warum ihr euren Stuff fairtrade produzieren lasst?

Der Gedanke dahinter ist immer gewesen, dass ich keinen Bock hatte irgendetwas billig und schnell zu machen. Mir war Qualität halt immer total wichtig. Ich bin echt der Meinung, dass du Qualität nur produzieren kannst, wenn du niemanden in dieser ganzen Wertschätzungs-Kette prellst. Jeder muss ordentlich für das entlohnt werden, was er tut. Ich habe halt keinen Bock mir bei Fruit of the Loom ein blank Shirt zu kaufen und da einfach nur ein downright drauf zu drucken. Dann wäscht der Typ der sich das dreimal und dann ist es auf einmal breiter als es lang ist. Die Stoffe die wir verwenden sind aus Europa, genau wie die Farben und Baumwolle. Das wird in Portugal zusammengenäht mit einem eigenen Schnitt. Wir haben früher von jedem das Lieblingsshirt eingesammelt und haben dann die Mitte genommen, wodurch dann ein Schnitt herausgekommen ist, der jedem aus unserer Crew passt. Wir kriegen die Rohlinge dann geschickt, die wir dann persönlich hier in Leipzig zu einer Druckerei bringen. Nach dem Druck hol ich das ab und fahre die Sachen noch zu einer Stickerei. Wir unterstützen damit lokale Strukturen.

Seht ihr euch denn mehr als eine Company oder als eine Crew?

Es ist auf jeden Fall beides. Wenn du mich jetzt fragst was es mehr ist, würde ich sagen, dass es mehr eine Crew ist. Ich finde das ist eigentlich mehr eine Plattform. Es läuft ja auch non-profit. Wir haben alle eigene Jobs nebenbei. Wenn Marcus gut filmt und schneidet, ist das seine Passion, und er nutzt die Plattform downright dazu sein Video herauszubringen. Wir treffen uns am Mittwoch alle hier zum T-Shirts eintüten. Dann hängen wir ab, trinken ein Bier und verpacken die Shirts für die Premiere. In dem Moment sind wir genauso eine Company, weil wir ja daran arbeiten etwas vorwärtszubringen und zu verkaufen, als auch eine Crew, weil wir ja zusammen abhängen. Aber überwiegend ist definitiv das Crew Ding.

Wer war denn so alles von Anfang an dabei und welche Fahrer kamen später dazu?

Also Christoph Weiß, Christopher Schübel, Robert Geitel, Benjamin Blauert und Erik Groß waren die ersten Teamfahrer. Dann haben wir nach einem Jahr noch Tom Kleinschmidt dazu geholt. Zwei Jahre später kam dann Quirin Staudt als erster Nicht-Ossi. Nochmal ein Jahr später haben wir Phil Bräuer dazu geholt. Der ist auch ein lokaler Leipziger Ripper, den ich kenne seitdem der klein ist. Der hat sich so krass entwickelt, dass wir vor anderthalb Jahren entschieden haben den auch noch mit ins Video zu packen. Der musste sich jetzt am meisten anstrengen noch einen Part zusammen zu kriegen.

Ihr unternehmt ja recht viele Touren. Erzähl von eurem Trip nach Groningen.

Also wir haben in Barcelona einen Typ aus Groningen kennengelernt. Der hieß Steven Jacobs und ist damals für Adio gefahren. Den haben wir da zu viert besucht. Direkt als wir angekommen sind war eine Party wo wir uns dann alle verloren haben. Wir sind alle irgendwo anders gelandet irgendwie und den Letzten haben wir erst nach drei Tagen wiedergefunden. Der kam dann einfach mal in der Skatehalle um die Ecke. Der hat sich bei nem Mädel eingebunkert und dort drei Tage auf der Couch gelegen, DVDs geguckt und sich bekochen lassen. [lacht]

"Und dann kam die fünf Minuten später mit einem Kopfkissen-großen Beutel Weed wieder."

Wo ging’s denn noch überall hin?

Wir haben jedes Jahr eine größere Tour gemacht. 2010 ging’s erstmal easy los. Da waren wir in Prag, was von hier nur drei Stunden weit weg ist. Da konnten wir halt locker hinfahren. Ich habe mir so einen Bus, einen T4, damals gekauft mit neun Sitzplätzen. Ich habe mein altes Auto damals in Zahlung gegeben und hab dann für einen schmalen Taler diesen Bus gekriegt. Da habe ich die Jungs dann immer reingepackt und dann sind wir einfach irgendwohin gefahren. 2012, glaube ich, waren wir dann in Mallorca auf Tour. Das war auch ziemlich fett. Da hatten wir so eine Finca mitten aufm Land. Die Besitzerin hat uns irgendwie noch einen Zehner geschuldet und hat dann gefragt „Ey sagt mal, kifft ihr eigentlich? Da habe ich hier etwas für euch“ und dann kam die fünf Minuten später mit einem Kopfkissen-großen Beutel Weed wieder und meinte „Wir haben letztes Jahr angebaut und kriegen das nicht auf.“ Das war ein Riesenbeutel und dann hat sich jeder eine Faust voll davon in die Tasche gesteckt. Das war echt die chilligste Tour. Da gab’s dann auch ein T-Shirt dazu. Das hieß dann, wie die Tour auch, „Malle“ und da war das downright Logo drauf, wo dann aber das Herz gegen so ein Cannabisblatt ausgetauscht war.

Ich habe gehört, dass du mal so etwas wie eine Bürgschaft für den Fuck You Too Shop in Leipzig übernommen hast. Was ging da?

Das war keine Bürgschaft, sondern ich war der Kontoinhaber von dem Shop. Es gab damals in Leipzig den Little Sister Skateshop von Goofy. Der ist hier im Osten ein echtes Urgestein. Der hat hier in den 80er Jahren schon angefangen seine eigenen Achsen zu gießen, weil da gab’s noch keine Skateshops oder so. 2005 hat dann Little Sister zugemacht. Das tat mir dann so leid, auch für die Szene. Ich wollte unbedingt wieder einen Core Shop in der Stadt. Dann hat mich aus Dresden der damalige Besitzer von dem Laden connected und wollte mit dem Laden von Dresden nach Leipzig ziehen. Das hat er dann auch gemacht und ich hab ihm geholfen diesen Laden zu etablieren, weil das schon ein Core Shop war. Problem an der ganzen Sache war, dass ich in meinem jugendlichen Leichtsinn dachte, dass ich da mit dem Skateshop Geld verdienen könnte. Das war aber gar nicht der Fall, weil der Laden so core war und der Typ jetzt nicht gerade wirtschaftlich gedacht hat. Im Nachhinein wusste ich dann auch warum ich das Konto aufmachen musste. Er konnte nämlich schon lange nirgendswo eins mehr eröffnen. Als dann auf irgendwelchen Messen gefälschte Schecks mit meinem Namen darauf aufgetaucht sind, habe ich die Zusammenarbeit beendet. Das ganze ist aber ewig weit weg für mich jetzt. Ich freue mich, dass Leipzig wieder einen Core Shop hat und bin fest davon überzeugt, dass es nur über einen Core Shop funktioniert Skateboarding zusammenzuhalten.

In Leipzig boomt es ja mehr und mehr. Wie wirkt sich das denn auf das Skaten in der Stadt aus?

Also, dass die Stadt boomt, wirkt sich meiner Meinung nach eher negativ auf das Skaten hier aus. Aber wenn du mich fragst, wie sich das auf die Skateszene an sich auswirkt, würde ich sagen gut. Es passiert wieder mehr, weil auch mehr neue Leute hierhin kommen.

Seit wann habt ihr jetzt für euer Video gefilmt?

Wir haben 2011 angefangen. Das war auch schon anstrengend. Wir wollten eigentlich nur zwei Jahre filmen aber die Ansprüche wurden immer höher. Vorletztes Jahr hat das dann angefangen so ein Level anzunehmen wo ich mir dachte „Ey krass, wo geht’n das jetzt gerade hin?!“ Da ist der Christopher mit dem Marcus tatsächlich nach Mailand geflogen nur um einen Trick nach zu filmen, den wir vermasselt haben. Das war dummerweise fast sein Ender, den wir auch schon gefilmt hatten, wo dann aber die Festplatte abgeschmiert ist. Dann haben die sich in den Flieger gesetzt und sind dahin geflogen nur um diesen Trick nach zu filmen, wo ich mir dachte „Jungs, das ist echt schon fast ein bisschen too much.“

Jetzt hast du schon Mailand erwähnt. Wo habt ihr denn sonst noch so für das Video gefilmt?

Wir waren viel in Spanien: Malaga, Barcelona, Palma, Gran Canaria. Dann noch viel Ostblock. Da hatten wir auch eine Tour gemacht, wo wir in zehn Tagen fünf Städte abgeklappert haben bis runter nach Belgrad. Slowakei, Ungarn und Budapest waren wir. In Polen haben wir auch eine Tour gemacht. Wir waren tatsächlich mehr im Ostblock unterwegs als jetzt in Deutschland. So alles um Deutschland herum, was so ein, zwei Länder weit weg ist. Da waren auch viele glückliche Zufälle am Start, dass das alles so geklappt hat. Wir hätten ungefähr zwei Mal unser komplettes Kameraequipment loswerden können. Nur aufgrund des Spotguides haben die uns dann nicht abgezogen, weil der das Gespräch von so fiesen Typen gelauscht hat. Die fanden das irgendwie nicht so cool, dass wir da hinter deren Haus so ein Krach gemacht haben. Wir waren da auch echt mit so 15.000-20.000€ Kameraequipment unterwegs. Das war manchmal schon ganz schön sketchy auf der Ostblocktour.

Advertisement
Advertisement