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Skateshops und COVID-19 – Lobby

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Als schlimmste Krise seit dem zweiten Weltkrieg wird die Corona-Pandemie seitens der UN mittlerweile bezeichnet und wie auf fast jeden Erdenbürger hat sie natürlich auch auf Skateboarder Auswirkungen. Wir haben ein paar Szenevertreter interviewt um zu sehen, wie sie mit der Situation umgehen. Um zu erfahren wie es den Shops geht, haben wir mit Philipp Kroll von Lobby telefoniert.

Hi Philipp, was machst du gerade?

Steuer und Kram, der sonst immer liegengeblieben ist. Ich muss das gerade auch machen um zu sehen, ob wir Fördergelder seitens der Regierung in Anspruch nehmen können. Das Formular ist zwar jetzt online, aber das ist ein bisschen kompliziert, deshalb haben wir den Antrag noch nicht gestellt.

Seit wann ist das Ladengeschäft denn geschlossen?

Wir haben am 17. März direkt zugemacht als die Verordnung kam. Ich häng jetzt hier noch rum und Antonio ist in Kurzarbeit. Die Ausgangssperre begann zehn Tage nachdem ich aus dem Urlaub zurückkam. Als Antonio mir die ersten Bilder von Leuten mit Maske und Skihandschuhen im Edeka geschickt hatte, hab ich das noch gar nicht ernst genommen und dann kommst du wieder und es kommt der Shutdown. Es ist halt richtig merkwürdig, mit so einem unsichtbaren Gegner.

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Philipp & Antonio (Vans Park Series 2019)

Und alles Andere ist jetzt vergessen. Die Buschfeuer in Australien oder im Regenwald, die Flüchtlingskrise, alles zu großen Teilen aus dem öffentlichen Bewusstsein gewichen.

Das find ich auch total heftig. Kurz vorher ist das ja nochmal aufgeflammt, als Erdogan die Flüchtlinge auf Griechenland losgelassen hat und die an der Grenze weggemöbelt wurden. Das passiert immer noch und das juckt jetzt keine Sau. Und falls das einmal in ein Flüchtlingslager einschlägt, dann geht das komplett durch. Da wird nichts gemacht, das find ich erschreckend.

Da sind wir hier auf jeden Fall richtig privilegiert, aber trotzdem, wie ist die Lage für Shops?

Wir haben das Glück, dass jetzt gerade viele Sneaker Releases waren. Der Travis Scott war ja so der krasseste SB der letzten Jahre. Das wird einigen Skateshops den Arsch zu retten. Aber wenn das mal länger als zwei Monate dauert, dann kannst du sehen – mit Gehältern und Miete und Ware die ankommt, die du aber nicht verkauft bekommst – wie alles runter geht.

"Durch die ganzen Nike Releases haben wir mittlerweile auch einen guten Kundenstamm in der Sneaker Community und da war ich super erstaunt, wie viele Supportbestellungen von denen kamen"

Ihr seid ja jetzt quasi reiner online Retailer. Wie ist das so?

Für uns ist es glücklicherweise noch nicht die Vollkatastrophe. Wir haben schon noch Onlinebestellungen und gerade in den ersten Tagen hat man gemerkt, dass voll viele Support-Bestellungen kamen. Homies die bestellt haben, Leute von Brands die mit uns zusammenarbeiten. Eine der ersten Orders war von Tö von Favorite. Durch die ganzen Nike Releases haben wir mittlerweile auch einen guten Kundenstamm in der Sneaker Community und da war ich super erstaunt, wie viele Supportbestellungen von denen kamen. Man kennt da ja mittlerweile ein paar und wenn die sich dann ein Shirt bestellen, was eigentlich nicht so 100% deren Style ist, dann merkst du dass die das machen, weil sie wissen, was bei den Skatshops gerade Phase ist. Da haben wir uns krass drüber gefreut, aber das werden die Leute auch nicht die nächsten drei Monate machen können. Und was Hardware und Skateschuhe angeht, die verkaufen sich halt besser, wenn Leute skaten können. Und man merkt auch, dass die Leute das Geld zusammenhalten und sich eher keine teuren Pieces kaufen. Keiner weiß ja genau was los ist, manche sind in Kurzarbeit, viele Skater kommen aus der Kreativbranche, da liegen viele komplett brach.

Hast du dich mit anderen Shops ausgetauscht, wie es denen geht?

Bei Esel [SHRN] und Martin [Bonkers] ist es ähnlich wie bei uns und die sind sich ebenfalls unsicher, wie das mit der Förderung läuft und ob wir die bekommen. Also im Moment geht’s noch, aber wie bereits gesagt, das kann sich schnell ändern.

Habt ihr gerade spezielle Aktion laufen?

Wir haben überlegt, ob wir in Hamburg einen Lieferdienst machen und per Bike die Sachen abliefern. Ansonsten haben wir das Problem, dass Corona direkt in die Spring Deliveries reingeschossen hat. Wir wissen jetzt gar nicht, welche Ware wir noch bekommen. Marken und Vertriebe können dazu gerade auch relativ schwer aussagen treffen. Aber bis jetzt verschicken noch täglich online Bestellungen.

Denkst du durch diese Erfahrung wird sich das Einkaufsverhalten in Skateshops irgendwie ändern?

Da wird ja gerade allgemein viel diskutiert: Weg vom Bargeld, hin zum Electrocash. Vom stationären Einzelhandel zu online. Aber ich glaube da hat unser Metier eine kleine Sonderstellung. In einen Skateshop geht man halt einfach gerne. Und wir sind hier in Hamburg in einem coolen Viertel und da wird auch immer viel Laufkundschaft sein. Ich würde mich wundern wenn das gravierende Veränderungen für uns bringen würde.

Wie ist die Szene in Hamburg? Gehen noch welche Skaten?

Wie Skater eben sind, wenn sie Verbote kriegen, hat das erst mal etwas gedauert, bis was ankam. Jetzt wo es Bußgelder gibt und die meisten dann auch verstanden haben dass es nicht cool ist, selbst wenn es einen selbst nicht trifft, aber man den Opa im Haus ansteckt. Es sind aber auf jeden Fall viele von den Jungs noch unterwegs, aber die splitten sich halt jetzt auf in kleine Gruppen.

Wie ist die Lage mit Skaten bei dir?

Wir haben zum Glück hier in der Nähe vom Shop ein Slappy Curb und noch so ein paar andere Sachen. Da werd ich mich in den nächsten Tagen zu zweit oder alleine hin verziehen.

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