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Photographer Portfolio: Robert Christ

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Robert Christ ist ein extrem entspannter Zeitgenosse, was an dieser Stelle besondere Erwähnung verdient, weil andere an seiner Stelle möglicherweise in komplette Hektik ausbrechen würden. Robert macht nämlich nicht nur Skatefotos, er gibt zusammen mit Fabio Schöneweihs auch das Parallel Mag raus, hat einen Vollzeitjob in einer Gemeindeverwaltung und ist auch noch Vater. Aber mit aller Ruhe und guter Organisation bringt er das alles unter einen Hut. Die Qualität seiner Fotos leidet jedenfalls nicht.

Robert Christ

Robert Christ | Foto: Sarah Spörer

Wie bist du denn zum Skaten bzw. zur Fotografie gekommen Robert?

Angefangen hat’s 2002 in Weeze in so ’nem schimmligen Skatepark. Der war auch mal in der Boardstein als einer der schlechtesten Skateparks. Wir waren dann mal mit Kollegen unterwegs und da war einer mit einer Kamera mit aufgeklebten Fisheye. Klar hab ich vorher auch mal Skatefotos in Magazinen gesehen, aber das war das erste Mal, dass ich gesehen habe wie jemand Fotos macht und dann hab ich mir auch irgendwann eine Digitalkamera geholt und hab ab da einfach alles fotografiert. Dazu hatte ich noch so ein Foto Anfänger Buch. Das ist jetzt ca. 8 Jahre her.

Und wie hat sich das dann professionalisiert?

Am Anfang hab ich halt allgemein so ein bisschen rumprobiert und dann gemerkt, dass es mehr Bock macht Skatefotos zu schießen. Dann hab ich mich informiert und mir 2010 eine vernünftige Kamera geholt und mehr Skatefotos gemacht. Ich war dann auch ziemlich schnell über Reell und Boardmag mit Tomek [Milazewski] in Paris. Da habe ich dann auch erst so richtig Skatefotos gemacht. Von der Tour gab es ein Poster und kurz darauf hatte ich ein Foto mit Denis [Lauther] in der Playboard Photo Issue. Da habe ich Bock bekommen auf mehr.

"Ich hab irgendwie ’ne Fotoblockade Sachen zu fotografieren, die mich nicht interessieren."

Du hast dir also im Grund alles selber beigebracht?

Ja, ich hab mir eigentlich wirklich immer alles selber beigebracht . Irgendwann hab ich mir dann in Internetforen ein paar Sachen durchgelesen. Ich kannte halt niemanden und bei uns in der Ecke gab’s ja auch keinen. Irgendwann hat man sich dann auch Magazine angeguckt und überlegt wie die die Fotos gemacht haben. Welche Einstellungen die hatten. Dann ist man auch selber drauf gekommen wie’s funktioniert.

Hattest du irgendwelche Vorbilder?

Ich würde sie jetzt nicht direkt als Vorbilder bezeichen aber die Fotos von Henne [Hendrik Herzmann] waren halt immer geil – ich hab ja auch jede Monster gehabt. Und Sem Rubio, Eric Antoine und Brian Gaberman fand ich immer cool. Da vor allem auch die nicht Skatebilder

Skatefotografie ist für dich jetzt zum Nebenjob geworden, aber wo arbeitest du hauptberuflich?

In der Verwaltung eines kleinen Dorfes in der Nähe von Gladbach. Mit 18 war das so, immer Skaten, feiern, Skaten, Skaten, feiern und dann brauchte ich auch mal ’ne Ausbildung und bin da reingerutscht. Dann bin ich auch nach Gladbach gezogen und wollte danach eigentlich nach Dortmund und Fotografie studieren. Aber dann bin ich Papa geworden und meine damalige Freundin, mit der bin ich nicht mehr zusammen, die hat halt studiert und hatte keine Kohle. Dann dachte ich, dass wenn ich auch noch studieren gehe, würde das alles ein bisschen eng und bin erst mal in dem Job geblieben und da bin ich jetzt immer noch.

Hattest du mal überlegt als Fotograf Vollzeit zu arbeiten?

Hab ich, aber ich weiß erstens selber nicht, worauf genau ich Bock hab und ich glaube, wenn ich mir vorstelle, dass ich Produktfotograf wäre, dass es den Spaß kaputt macht. Ich hab irgendwie ’ne Fotoblockade Sachen zu fotografieren, die mich nicht interessieren. Das fängt bei Skatecontests an und würde über Automobilfotografie bis zu Hochzeitsfotos gehen. Ich hatte für Hochzeitsfotos schon mehrere Angebote für gutes Geld aber irgendwie konnte ich das nie machen. Und als Skatefotograf ist das glaube ich ein bisschen schwierig hier in Deutschland, um über die Runden zu kommen. Ich hatte überlegt, dass ich mir eine Teilzeitstelle suche und dann halt den Rest des Tages fotografiere, aber dann halt nur Sachen wo ich Bock drauf hab.

Und neben dem, dass du Fotos machst hast du ja auch dein eigenes Magazin. Wie kam es dazu?

Ich hatte schon länger Bock drauf was Eigenes zu machen und dann musste erst mal jemanden finden, mit dem das funktioniert und da bin irgendwann auf Fabio [Schöneweihs] gekommen. Und wenn man durch den Job eine gewisse Absicherung hat, dann kannst du auch ein Magazin machen, wo vielleicht am Anfang ein bisschen Minus bei rumkommt.

Wir war das denn so ein Magazin komplett neu zu starten?

Ziemlich gut. Wir haben erst mal ein paar Fotografen angeschrieben und haben gesagt, wir machen selber kein Geld, deswegen können wir euch nichts zahlen, aber die hatten trotzdem Bock drauf, wofür ich allen auch richtig dankbar bin, da ich das nicht als normal ansehe. Wir mussten uns dann die ersten Schritte überlegen, Layout und so. Das aufregendste war die Anzeigenkunden anzurufen. Wir mussten ja irgendwie Anzeigen kriegen, um den Druck bezahlt zu bekommen.

Hat sich das Heft so entwickelt wie ihr gehofft habt?

Beim ersten Magazin hatten wir noch nicht so viel Plan oder Ideen wie jetzt, da konnten wir den Druck noch nicht so hochwertig machen wie heute und noch nicht das Papier nehmen, worauf wir Bock hatten. Wir hatten halt einfach weniger Budget. Beim zweiten haben wir das dann geändert, auch die Druckerei gewechselt und da dann auch auf jeden Fall Minus gemacht – aber das war uns im Endeffekt egal, da uns das Ergebnis viel mehr Überzeugt hat.. Was auf jeden Fall noch mit viel Aufregung verbunden ist, ist die Zeit bevor alles in Druck geht. Da man ja nach dem Druck, ander als im Internet, nicht noch irgendwas ändern kann, macht man sich da immer mehr Stress, ob alles ok ist und vor allem der Druck später wirklich so aussieht wie man es am Rechner hat.

Kevin Weise Bs Noseblunt – Photo: Robert Christ

Kevin Weise – Backside Noseblunt

Sascha Pfeiffer Boneless – Photo: Robert Christ

Sascha Pfeiffer – Boneless

Um nochmal auf die Fotografie zurück zu kommen, was ist dir an deinen Fotos wichtig?

Was mir auf jeden Fall wichtig ist sind ungewöhnliche, roughe Spots mit schöner Umgebung. Und ich achte bei der Wahl der Perspektive drauf, dass der Skater gut freigestellt ist. Ich bin absolut kein Fan davon, wenn es hinter dem Skater unruhig ist. Sideshots sind natürlich immer ganz geil, wobei ich sagen muss, dass ich das in letzter Zeit ein bisschen vernachlässigt habe. Früher hab ich echt immer viele gemacht und auch viel auf Film fotografiert und drauf geachtet, dass ich nicht nur Skaten fotografiere. Das kommt jetzt grad zum Glück ein bisschen wieder. Ich muss sowas eigentlich immer analog machen, ich kann das irgendwie nicht digital. Wenn ich ein Portrait mache und das schon auf dem Display sehe – geht irgendwie nicht. Aber da hat man dann mit der Zeit Probleme, dass man die ganzen Filme entwickelt. Ich habe die auch immer selber entwickelt. Ich weiß nicht, wie viele Filme hier in meinem kleinen Kühlschrank seit Ewigkeiten liegen und nicht entwickelt sind. Nach der Reell Roughness Serie bei euch im Heft, hab ich auf jeden Fall auch Bock, mehr per Hand zu machen und hab vor etwas mit alternativen älteren Drucktechniken zu machen.

Hast du eine Dunkelkammer zu Hause?

Ne, ich habe so ein Wechselsack. Ich habe mir den geholt, weil ich keinen Raum gefunden habe, den ich komplett abdunkeln konnte.

"Alter, der probiert den nicht beim nächsten Mal. Der macht den jetzt!"

Was sagt deine Freundin dazu, wenn du immer so viel zu tun hast?

Die ist die Beste! Die hat voll Verständnis dafür und weiß einfach, wie gern ich das mache.

Kommst du denn noch dazu selber zu skaten oder bist du nur am fotografieren wenn du unterwegs bist?

Martin [Schiffl] hat sich eine VX gekauft und dann haben wir letztes Jahr so ein bisschen angefangen zu filmen. Seitdem ist das auf jeden Fall wieder mehr geworden. Auch weil ich irgendwann gesagt habe: „Ich gehe heute mal keine Fotos machen, sondern lieber selber skaten.“ Irgendwann hat man einfach gemerkt, dass das vernachlässigt wurde. Wenn ich zum Beispiel mit Bartosz [Ciesielski] unterwegs bin, dann gehen wir zu fünf Rails und ich skate selber gar nicht, weil ich da natürlich niemals draufspring! Eine Zeit lang war das bei mir so, dass ich in so einem Foto-Film war, dass wenn ich Fotos machen war ich gar nicht darüber nachgedacht habe selber zu skaten. Das hat sich auf jeden Fall im letzten Jahr wieder geändert.

Wenn du in einem Foto-Film drin bist, ist es dann genauso wie Skaten? Dass du genau so geflasht bist und dir denkst: „Ich will den Trick jetzt unbedingt fotografieren!“

Meistens kommst du zum Spot, läufst ein bisschen rum, guckst nach Perspektiven und hast dann schon etwas im Kopf. Wenn du selber davon überzeugt bist, dann denkst du: „Alter, das ist geil!“, und fieberst die ganze Zeit voll mit. Aber wenn jetzt jemand den Trick nicht machen sollte, dann bin ich nicht sauer. Also es sagen zumindest alle, dass ich immer sehr viel Geduld habe. [lacht] Ich versuche eher den zu motivieren. Ich habe auch schon Filmer erlebt, die sagen: „Probier den doch beim nächsten Mal“, wo ich dann sage, „Alter, der probiert den nicht beim nächsten Mal. Der macht den jetzt!“ Bei uns im Heft war ein Frontblunt vom Cedric [Briede] an einer blauen Ledge. Ich glaube der ist 50-mal auf dem Board gelandet und nicht weitergefahren und wir sind alle die ganze Zeit ausgerastet, weil wir wollten dass er den Trick macht. Wenn er ihn dann macht ist das natürlich geil. Dann freut man sich meistens noch mehr wenn man weiß, wie einer dafür gekämpft hat.

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