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Palais du Beast 2019

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Als Skateboarder ist Stuttgart immer eine Reise wert. Wer auf Carspotting, Großbaustellen und übertriebene Polizeipräsenz steht, wird ebenfalls bedient. Der Cannstatter Vorort, der unter dem Namen Stutengarten im Sumpfgebiet startete hat Charme. Oder wie der alte Battlerapper Ringelnatz sagt: „Stuttgart ist schön, gegen dieses Scheiß-München ein Paris“. Das ist zwar irgendwie so als würde man die Streetcredibility von Blumentopf und Fanta 4 vergleichen, aber es ist ganz unironisch ein bezaubernder Ort, der sich am Wochenende nochmal extra rausgeputzt hatte. Urlaubssonne und südfranzösischer Himmel stupsten frühstücksflockenwerbungsmakellose Menschen auf die Straßen, um zu flanieren und in Eiscafés zu sitzen und dann war da noch dieser säulenumrahmte Contest im Stadtpalais.

Wer jetzt nicht so häufig in Residenzen, Palazzos oder eben Palais abhängt, dem sei gesagt, in diesem Fall ist das Stuttgarter Stadtmuseum darin beherbergt. Am Wochenende beherbergte es auch Skateboarder, die direkt aus der Lobby anpushten, um sich in die Bank zu schmeißen, mit der die Eingangsstufen bedeckt worden waren. Die Obstacles wechselten dabei. Erst waren es zwei Hubbas, dann ein Rail, dann ein Londongap und am Ende wurde das Rail nochmal über das Gap gelegt. #allrounder Nächstes Jahr dann bitte noch eine Vertwall im Auslauf.

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Sandro Trovato – Backtail

Einer der besten Skater, den Deutschland je gesehen hat (du hast Andi Welther ja sicher erkannt) schraubt eines der schönsten Boards, die Deutschland je gesehen hat an. Und das Board ist nicht nur schöner als die Mona Lisa und ein in Handarbeit gefertigtes Meisterstück – es skatet sich auch noch exzellent. Nürtingen liefert. #unpaidadvertising #getyourown

Ich hab Lem Villemin das erste Mal auf dem Etnies Cup in München im Jahre 1874 live fahren gesehen. Da war er gerade aus dem Ei geschlüpft und hat direkt schönere 360 Flips gemacht als der Rest. Im Grunde hat er alles schöner gemacht als der Rest. Mittlerweile ist er ein paar Jahre älter, aber schön Skaten kann er immer noch. Deshalb hat er es auch auf das Podium geschafft. Nur Rogge war noch vor ihm. Bei der Ausfahrt dieses Front-K’s hat er übrigens den Filmer abgeräumt. Das zu fotografieren wäre zwar nicht so schön, aber witzig gewesen. Offen zu ihren Traumlebenspartner befragt antworten Menschen ja meist, Humor wäre ihnen wichtiger als Schönheit. Das würde bedeuten, das Foto hier ist nicht so gut, wie das andere hätte sein können. Aber der Filmer hat es ja auf Video. Kommt sicher auf insta. Checkstdu.

Das Teleobjektiv ist auf Contests so was wie der im Rückspiegel auftauchende Benz Stern: hat eingebaute Vorfahrt. Meine Kamera dagegen sieht aus wie ein Kinderspielzeug. Ich habe deshalb eine stets wachsende Sammlung an Fotos von Fotografenhinterköpfen. In Stuttgart war es entspannter. Daniel Wagner zum Beispiel ist viel zu nett, um sich vorzudrängen. Aber sein Setup bleibt beeindruckend. Du weisst er könnte jederzeit, wenn er nur wollte. Bum-Tschak – und schon hat der Sniper wieder zugeschlagen.

Was aussieht wie hands-only Liegestütze ist in aller Tatsächlichkeit ein ziemlich räudiger Abwurf mit ungebremster Fallhöhe von Hubba zu Boden. Willow, ne, nicht der, Willow Voges-Fernandes, hat damit den Worst Slam Award abgeräumt und ich bin ein bisschen stolz, dass ich diesen historischen Moment so astrein dokumentieren konnte.

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Jan Hoffmann

1.) Konstantin Wecker war da, in zu engen Hosen und hat mies gelaunt Bier getrunken. Vielleicht hat er mitbekommen, was die Stuttgarter von München halten.

2.) Heiligs Blechle, isch des da Konstantin Wecker, der da völlig schamlos saufa dud wie a Loch so groß wie des was mir am Bahnhof buddele dun?

3.) Des woisch I fei ned, aber I muas a bissele kicherle, weil deine Vergleich so schlecht san wie ääähhhhhhh… Fertigspätzle! Hihi.

4.) Ich hab das Schraubenzieher Set für einen Euro gekauft, die Erdbeerduftkerzen, einen Packen Topflappen, Unkrautvernichter, eine neue Klobürste, einen Wasserfarben-Malkasten, sieben graue T-Shirts und eine Maxipackung Mini-Daim. Und trotzdem fühl ich immer noch diese endlose Leere in mir. Da ist dieses Loch in meiner Brust, so groß wie das am Hauptbahnhof. Ich komme mir so unbedeutend vor, als wären selbst meine Gedanken einfach nur ein fader Abklatsch von den Gedanken Anderer.

5.) Also letztes Wochenende haben mir die drei Liter Weißweinschorle, acht Aperol Spritz und vier Erdbeerlimes nicht so zugesetzt. Muss die schwüle Hitze im Kessel sein. Aber gut, kann man jetzt auch nix mehr machen. Ich tu einfach so als würde ich chillaxen und hoffe, dass niemand einen Edding dabei hat oder bescheuerte Fotos von mir macht. Shit, jetzt hab ich gefurzt. Egal, ich mach’s wie Merkel. Einfach unbeirrt weitermachen.

6.) Ich piss da rein. Ich schwör. So bald ich drin bin reiß ich mir die Windel runter und lass einfach nur laufen. Das nenn ich Party!

Egal ob du allright sagst. Oder du, oder du. Hier wird nur geskatet wenn ich allright sage. Allright? Na allright, dann haben wir uns ja verstanden. Phil Anderson hat sich mit einer neunstündigen Dauermoderation für das Guinnes Buch der Rekorde qualifiziert, besser als Thomas Gottschalk es je hätte tun können.

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Mark Metzner – Frontside Smith

Wenn du chill as fuck bist, weil du mit deinen nagelneuen Vans superfly in deinem Sportcabrio mit Speed-Shades-Daddy-Power durch die Menge ballerst wie Moses durch das Meer.

1.) Du der Stjepan is gerade in Front Blunt gesprungen, is echt hueregeil hier … Was meinst du mit, das sagen nur Schweizer? Woher willst du wissen, dass ich keine Schweizer bin? Immerhin hab ich eine rot-weiße Kappe auf. … Was? Ne, das ist nicht deine Kappe. Äh, der Empfang hier ist super schlecht. Ich muss auflegen.

2.) Tit for Tat. Wenn du glaubst du kannst hier mit deiner Kinderkamera einfach so ein Foto von mir machen, dann baller ich zurück.

3.) Brudi, ist denn noch alles Gucci bei dir oder steckst du völlig in der Trap fest? Dilettantismus als künstlerisches Stilmittel geht für Yung Hurn klar, aber du kannst doch nicht mit nem 23mm auf nem Contest auftauchen und dann damit rumhantieren als wär’s ein Zoomobjektiv. Sheeesh, wie unprofessionell bist du denn bitte?

4.) Dieses frafimisstisch-bosshafte Auftreten, das man hat, wenn man Switch Varial Heel die Dom Dreizehner macht, obwohl einem der Impact fast den Fuß wegreist. Mocki, können wir das ausdealen, dass du mein persönlicher Advokat wirst und immer wenn ich Stress mit irgendwelchen Pappnasen habe stehst du genau so neben mir und ich sage: „Ich habe meinen Anwalt beeeeeeeiiiiiiiiiiiiii mir“ und dann regelst du die Scheiße?

Während Fitschi noch über Einfalls- und Ausfallswinkel doziert, ist Schützi schon am Rohr verlegen. Er ist übrigens um sechs Uhr früh in nur einer Stunde aus Passau nach Stuttgart gelaufen, barfuß den Anhänger mit allem Material hinter sich her ziehend. Anschließend hat er die Obstacles im Alleingang und nur bewaffnet mit einem Akkuschrauber zusammengezimmert und weil er zu früh fertig war ist er noch kurz zum Bahnhof und hat Stuttgart 21 in der Zeit eines Formel 1 Boxenstopps einen Baufortschritt von vier Jahren beschert. Dann hat er den kompletten Park mit ein paar flinken Handgriffen wieder zusammengefaltet und noch bevor sein „Servus” verklungen war, befand er sich schon auf der nächsten Baustelle irgendwo in Russland. Und das eigentlich amüsante, so unrealistisch ist das alles gar nicht.

Ich bin ein bisschen stolz darauf, wie perfekt der Bierwagen im Fokus ist. Aber Paddy sorgt mit seinem Oberkörper für genügend Schärfe und Maxi weiß im Moment des Fotos schon dass ich verkacke – und ist cool damit.

Da Mark Metzner sein Shirt als Schweißtuch benutzte, musste er jeden Run in einem anderen Outfit fahren. Rogge hingegen hat seiner Oberbekleidung ein gnadenloses Schwitzwasser-Batik verpasst. Aber wer den ersten Platz macht und dazu auch noch Best-Trick gewinnt, der kann easy shoppen gehen. Am besten du schaust beim Breuninger vorbei, für den guten shiny-shiny-bling-bling Shizzle. Da kannst du dir auch gleich noch einen von Sandro’s Smoothies gönnen.

Hab ich schon erwähnt, dass ich mit Objektiven nicht so wirklich gut aufgestellt war? Aber egal, Manu Schmieder von Vans hat die ganze Nummer nicht nur gesponsert, er hat mir auch mit dem Fishey Overview Shot ausgeholfen. Aber Manu, Oida, was geht mit den Daumenfalten?

Ja gut, der Moment dieses Heelflips könnte ein klein bisschen besser getroffen sein, aber Reece Knobloch hat Tricks mit der Geschwindigkeit eines Scatman John rausgefeuert, dass ich schon froh bin, ihn überhaupt eingefangen gekriegt zu haben. Am Ende landete der mit 15 Jahren jüngste Starter damit auf dem dritten Platz.

Wer hat das bessere Pro-Model? Ave oder Ich?

Patrick Rogalski war mal wieder ein echter Gewinner und hat auch noch mit Crooked 180 Flip Out den Best Trick abgeräumt.

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