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Markus Blessing – Mit kleinem Löffel in den Honigtopf

Lasst uns ehrLich sein. Angenommen wir wären alle 22 und hätten ein Bomben-Abi in der Tasche; angenommen die Sponsoren würden Schlange stehen und mit Stuff ohne Ende, Geld, Reisen und Full-Length-Videos locken. Die meisten von uns würden die Tasche packen, einmal herzlich winken und allzu bald nur noch auf Stippvisiten erscheinen. Markus Blessing tickt da anders – aber er ist es nun mal, der sich genau diese Möglichkeiten durch sein hartes Skaten, was gLeichzeitig sehr elegant daherkommt, erarbeitet hat. Er hat sich entschieden nur mit dem kleinen Löffel von dem Honigtopf zu naschen, der ihm von seinen Sponsoren vor die Nase gesetzt wurde. Wir haben bei ihm nachgefragt, wie lange die Selbstbeherrschung anhält und warum er als Fast-Stuttgarter überhaupt von Adidas zu Nike gegangen ist.

Markus-Blessing-Switch-Heel-Fellbach-Daniel-Wagner

Hallo Markus, ich glaube wir müssen erst mal die Fronten klären. Du bist Gladbach- und ich FC-Fan. Nicht gerade die besten Voraussetzungen...
Ja, fuck. Ich weiß auch nicht, wie wir das jetzt machen sollen.

Bist du wenigstens schon länger dabei oder erst seit dem glücklichen Klassenerhalt vor drei Jahren und der anschließenden, wundersamen Entwicklung?
Nene, ich bin keiner von den Erfolgsfans, die erst mit der Favre-Ära eingestiegen sind, sondern tatsächlich schon seit 15 Jahren dabei.

Wie bist du überhaupt Vfl-Fan geworden, obwohl du in Ulm geboren wurde ?
Naja, als kleiner Pisser war ich natürlich auch Bayern-Fan, wie alle hier in der Gegend. Aber als die Jungs um mich herum dann geheult haben, wenn Bayern mal unentschieden gespielt hat, wurde mir das zu doof und durch den väterlichen Einfluss, der seit den erfolgreichen 70er Jahren für den VfL war, bin ich dann auch Gladbach-Fan geworden.

"Ey, Stopp. Ist das echt Erik Ellington, der meine Sequenz hochhält?"

Na gut. Das klingt ja fast schon wieder sympathisch, auch wenn du nicht so richtig von der schiefen Bahn runter gekommen bist… Aber reden wir besser über dein Skaten. In unserer ersten Ausgabe hast du auf der ersten Doppelseite für einen echten Hingucker gesorgt. Was dachtest du, als Erik Ellington deine Kickflip Overcrooks Sequenz mit den Worten „Markus Blessing? ... Bless you!“ kommentiert hat?
Ich hab’s erst ein paar Tage später entdeckt und dachte mir erst mal „Ey, Stopp. Ist das echt Erik Ellington, der meine Sequenz hochhält?“ Ich konnt’s erst gar nicht glauben und dann dachte ich, ok, das hat ihm wohl irgendwer in die Hand gedrückt. Und dann war ich schon enorm stolz. Er war jetzt nie einer meiner Lieblingsskater, aber sein Skaten finde ich schon geil. So was kitzelt einen dann schon.

Die Sequenz wurde auch von mehreren hervorgehoben. War es ein harter Kampf für dich den Trick zu machen?
Es war ein bisschen kurios, weil ich vorher noch nie mit einem anderen Trick auf das Rail gesprungen bin. Drei Tage vorher war ich mit Nob [Szombati] in Berlin im Shelter für ein kleines Projekt und da habe ich den Trick zweimal an dem größeren Down-Rail gemacht und war also schon trainiert. Dann dachte ich mir, in Stuttgart gibt’s doch dieses eine Rail, das nicht ganz so steil ist… Und als ich dann da war, habe ich auch keinen anderen Trick probiert, sondern bin direkt in den Kickflip Overcrooks gesprungen. Backside ist nicht meine starke Warm-up-Seite. Boardslides finde ich richtig ekelig und Backside 50 an ’nem runden Rail ist jetzt auch nicht so entspannt. Aber bei dem Overcrooks gehe ich, egal was passiert, immer mit dem vorderen Fuß aufs Rail, auch wenn ich den Kickflip verkacke, also kann nicht so viel schief gehen. Und dann hat es auch gar nicht so lange gedauert. Ein paar Mal hat sich das Board am Ende zur Seite wegge- dreht, aber dann stand ich einmal gut drin und konnte ihn nach Hause fahren.

Blessing Kickflip Backside Noseblunt

Wie ist es eigentlich zu deinem Checkout-Part bei Red Bull letztes Jahr im Sommer gekommen? Den hätten wir auch gerne gepostet…
Das war eigentlich voll das kurzfristige Ding, wenn ich ehrlich bin. Der Sandro Trovato aus Stuttgart hat mit Felix Löchel auch so ein Checkout gefilmt und dann kam der Felix zu mir und meinte „Hey, hättest du auch Bock mit mir so ein Checkout zu filmen? Zwei Minuten knackige Footage und das würde dann über Red Bull laufen.“ Und er würde noch ein bisschen Cash dabei machen. Mir war es in dem Moment egal, wo der Part läuft, denn ich hatte in der Vergangenheit schon ein paar Mal ganz gute Footage, die aber irgendwie immer in Mix-Parts untergegangen ist. Zu dem Zeitpunkt hatte ich auch schon ein paar Sachen mit Felix gefilmt und einfach Bock mal einen eigenen kleinen Part zu haben und dann ging das alles relativ fix.

Dein Talent ist den Teammanagern schon lange aufgefallen und in den letzten zwei Jahren konntest du dir deine Sponsoren fast aussuchen. Warum bist du von Element zu Titus und Adidas zu Nike gewechselt?
Ok, fangen wir mal mit den Boards an. Es ist nicht so, dass ich bei Element total unzufrieden gewesen wäre. Mir ging es auch überhaupt nicht um das Finanzielle, sondern eher um den Family-Aspekt, muss ich sagen. Bei Element war es irgendwie nicht klar, wohin die Reise mit mir geht. Erst bin ich über den Vertrieb Urban für Element gefahren und dann später mit Element Europe auf ein, zwei Trips mit Michi Mackrodt und Nassim Guammaz und so gewesen. Aber dann war plötzlich wieder zwei Jahre gar nichts mit Element Europe und ich habe auch keinen Kontakt mehr mit deren Teammanager und außer Boards war nichts los. Und dann hab ich über meine Jungs, die Boardsponsoren haben, mitbekommen, dass die immer Teammeetings, Touren und voll die gute Zeit zusammen haben und dann dachte ich mir halt, komm, ich mach jetzt mal ein bisschen Druck bei Element, wie es aussieht mit Europa, damit ich nicht zwischen Tür und Angel stehen bleibe und diese Teamdynamik weiter vermisse. Und unabhängig davon rief mich dann irgendwann der Yannick Schall an und fragte mich, was ich für einen Eindruck von Titus habe. Er wollte mir Boards schi- cken, die ich mal ausprobieren sollte und wenn ich Lust hätte, könnte ich mit auf Vietnam-Tour kommen, um zu schauen, ob das überhaupt passen würde. Auf der Tour habe ich in den neun Skate-Tagen dann ganz gut Gas gegeben, sodass Yannick meinte, dass meine Footage locker für einen Welcome- Clip reichen würde, falls es mir denn bei Titus gefallen würde. Und ich muss echt sagen, dass ich anfangs Bedenken hatte, weil Titus nicht gerade das beste Image hat – aber ich war total positiv überrascht. Die Jungs waren alle der Hammer und die Tour war die beste, auf der ich bis jetzt gewesen bin. Und dann dachte ich mir, wieso soll ich’s nicht machen? Ich bekomme da Foto-Incentives, die Boards sind der Hammer, die Jungs sind alle super und da geht auch was vorwärts mit Touren und so weiter.

Markus-Blessing-Fakie-5-0-Ulm-Daniel-Wagner

Und warum als Ulmer runter von Adidas, die ihre Skateboard-Basis in Stuttgart haben?
Das war eine andere Geschichte. Torsten [Frank, Adidas-Filmer] und Jascha [Muller, Adidas TM] sind die allergeilsten Typen und ich habe mich bei Adidas sehr wohl gefühlt. Das Team hatte sich so langsam eingependelt, sodass klar war, wer jetzt eigentlich für Adidas fährt und wer nicht... Aber dann hat mir Nike halt so krass die Tür aufgemacht, dass ich nicht nein sagen konnte. Eines Tages rief mich der Colin Kennedy [Nike SB Europe TM] an und hat mir krass Honig um den Mund geschmiert, von wegen so und so viel Paar Schuhe im Jahr, so und so viel Geld und Foto-Incentives, so und so viel Travel-Budget, Touren und Events. Und dann wird man halt schon hellhörig und überlegt sich das gut. Ich habe mir dann den Vertrag immer wieder durchgelesen und es im Endeffekt dann mit Jascha abgeklärt. Es ist mir aber sehr wichtig, dass das jetzt nicht so rüberkommt wie der größte Bitchmove überhaupt und dass ich Adidas krass im Regen stehen gelassen hätte. Das war schon alles abgecheckt. Lem hat mir dann auch direkt geschrieben und mich erst ein bisschen aufgezogen, von wegen „Hey, Swoosh-Boy…“ und so weiter, aber der hat dann auch ge- meint „Hey, jeder von uns hätte es genau so gemacht“. Am Ende kann ich sagen, dass es mir nicht leicht gefallen ist Adidas abzusagen, aber sehr leicht gefallen ist Nike zuzusagen. Und bei Element ist es mir ein bisschen leichter gefallen zu quitten, weil ich mir nur wie eine Nummer vorkam, die Boards bekommt.

Ich behaupte mal, dass du jetzt gerade eigentlich mit dem Nike Europe-Team durch die Welt reisen könnte, aber du sitzt lieber am Schreibtisch und lernst für die Uni. Warum skatetechnisch jetzt nicht richtig durchstarten?
Ja, das denke ich mir auch ab und zu. Wirklich. Nach meinem Abi war ich von den vier Monaten bis zu meinem Studium vielleicht drei Tage zuhause und sonst nur unterwegs in Portugal, Schottland, Rumänien und das hat mir auch voll getaugt. Aber nach dem ersten Semester dachte ich mir, das Studium ist irgendwie doch nicht so leicht, wie man sich das vielleicht vorstellt. Ich war dann mal mit dem Jacopo Carozzi [ebenfalls Nike; Anm. d. Red.] in Lyon und der ist ein Skatekid vom Feinsten, der nichts anderes im Kopf hat. Wir haben über Schule und so geredet und da meinte er, er sei jetzt 18 und hä e noch keinen Abschluss, aber war dafür schon ein halbes Jahr in Australien und auch in Amerika und hat auch überhaupt kein Bock mehr auf Schule und sobald was ansteht, scheißt er komplett drauf und packt seine Tasche. Manchmal frage ich mich auch, warum bin ich so blöd und mach das nicht auch, aber dann holt mich halt der Verstand wieder zurück. Denn auch wenn man das niemandem wünscht, denke ich mir, lass den Jacopo mal zwei Kreuzbandris- se hintereinander haben, dann steht er da und ist komplett raus aus dem Schulbusiness und nur noch die Skateboardwelt gewöhnt. Und da ich halt ein ziemlich gutes Abi habe und mir ja auch jederzeit ein Urlaubssemester nehmen kann, habe ich halt angefangen zu studieren. Wenn mal wirklich was Dickes wie ein, zwei Monate USA oder ein Video anstehen sollte, dann nehme ich mir auf jeden Fall ein Urlaubssemester.

Blessing Nollie Treflip

Kannst du das denn so früh absehen?
Ja, tatsächlich sagen sowohl Colin als auch Yannick immer ziemlich früh Bescheid, was geplant ist. Da muss man auch nicht direkt fest zusagen, sondern kann es sich selbst einrichten, ob es halt passt oder nicht. Also bei Titus zum Beispiel… – ich weiß grad gar nicht, ob ich das sagen darf – Naja, also bei Titus ist geplant, dass Ende nächsten Jahres ein Full-Length-Video rauskommt, in dem jeder Fahrer einen Part hat. Bei Nike stand diesen Sommer nur eine zehntägige Skandinavien-Tour auf dem Programm und da wollte ich jetzt nicht direkt ein ganzes Urlaubssemester für raushauen. Außerdem war ich eh mit Daniel [Wagner] für das Interview bei euch beschäftigt.

Wissen deine Eltern denn wenigstens was für Alternativen du zum Studieren hättest und was für einen verantwortungsbewussten Jungen sie da aufgezogen haben?
[lacht] Ja, äh… Meine Eltern wissen, dass ich Skateboard fahre und dass ich wohl ziemlich gut fahre, wenn sie mehrmals im Jahr Schuhe von mir bekommen. Aber die glauben nicht daran, dass man von Skateboarding ein Leben lang leben kann und ehrlich gesagt, glaube ich auch nicht, dass ich das könnte. Ich weiß diese Chance bei Nike wirklich zu schätzen und werde auch mein Bestes geben, dass ich da nicht wieder rausrutsche, aber mir ist es schon sehr wichtig, dass ich einen Plan B habe.

Mehrere leute würden sich anscheinend freuen, wenn du aus Ulm wegziehst. Also Leute außerhalb von Ulm, meine ich. [lacht] Gibt es da irgendwelche positiven Nachrichten? Der Wagner meinte, es sei echt schwierig dich mal länger als einen Tag in Stuttgart zu halten.
[lacht] Ja, ich dachte mir schon, dass du das fragst… Also die Leute in Berlin muss ich enttäuschen, weil ich einfach kein Fan von Berlin bin – nach drei Tagen kotzt mich die Stadt irgendwie an. Und Köln? Ich hatte nie so recht einen Draht zu Köln. Ich war zwei, drei Mal da und es war ganz schön, aber irgendwie hat es immer geregnet. Hamburg ist vielleicht ein bisschen zu groß für mich. Stuttgart war mal mein Plan, aber das ist ja nicht mal eine Stunde entfernt und ehrlich gesagt, finde ich die Stadt zum Wohnen sau hässlich. Und wenn ich ein Wochenende zum Skaten da war, hat es mir schon wie-der gereicht mit den Spots. Also im Moment fällt mir keine Stadt ein, in der ich mich wohler fühlen würde als in Ulm, auch wenn ich mir sehr gut vorstellen kann, irgendwann mal wo anders zu leben. Ulm ist so eine schnuckelige, schöne Stadt, ich weiß gar nicht, warum der Xaver [Pfriender, Köln], der Manu [Bogner, Berlin], der Danjar [Adelmann, †] und die komplette Skateszene aus Ulm irgendwann ausgewandert ist.

blessing-kickflip-feebleformat

Nichtsdestotrotz schwärmen dein Filmer und dein Fotograf von deiner Beharrlichkeit, wenn ihr auf Mission seid. Warum gibst du niemals auf?
Also es gibt auf jeden Fall einen Unterschied bei mir, je nachdem, ob ich auf Mission oder nur so skaten bin. Wenn ich im Skatepark fahre und so einen Tag habe, wo gar nichts funktioniert, nicht mal die einfachsten Tricks, dann raste ich auch schon mal aus. Da ist es sogar schon ein, zwei Mal vorgekommen, dass ich mein Board zertrappt habe. Aber auf Fotomission, hey, da reiß ich mich einfach zusammen und bin so fokussiert und glaube einfach so fest an mich, dass ich nicht ausraste. Ich sehe es ja bei anderen, die zweimal Backside Flip probieren und es verkacken und dann rumschreien und ihr Board mit der Faust weghacken – da bin ich kein Typ für, überhaupt nicht! Bei uns in der Halle gab’s früher n Typ, der hat sich immer selber geohrfeigt und rumgeschrien wie so n Psycho, vor dem hatte ich als kleiner Skater immer mega Schiss. Da denke ich mir, das führt zu nix und überlege lieber, was ich diesmal verbockt habe.

Bestes Beispiel ist wahrscheinlich der Nosegrind im Regen an der Hubba, die du dieses Mal mit Noseblunt [Cover] verarztet hast. Wie war das damals?
Das war mein erstes Date mit dem Daniel und damals wollte einfach jeder Skater bei uns einmal mit dem los und als er dann wegen mir extra sein Equipment dabei hatte, wusste ich, dass ich auf jeden Fall drauf gehe. Ich hab ein paar 50s gemacht und dann fängt es halt plötzlich an mega zu schütten und der Daniel wollt schon zusammenpacken, aber da die Anfahrt überdacht war, wollte ich es weiter probieren, obwohl das Landing komplett nass war. Ich dachte, ich pack das. Und nach ein paar Ausrutschern und kleinen Bails, hab ich ihn dann geschafft. Vielleicht war das gar nicht schlecht für mich, weil der Daniel dadurch wahrscheinlich Bock auf mich bekommen hat. Aber wenn der da nicht gestanden hätte, wäre ich an dem Tag auch nicht geskatet.

Als du dich mit Daniel mal für das Interview in Stuttgart getroffen hast, meintest du, du willst den Kickfip Backside Noseblunt als erstes machen und dich erst danach moschen. Ich weiß nicht, was ich unverschämter finde: Die Ansage oder dass du damit Recht behalten hast…
Ich weiß nicht, ob er das richtig verstanden hat. Ich meinte damit auf jeden Fall, wie ich es auch eben schon beim Kickflip Overcrooks beschrieben habe, dass ich mich bei dem Trick nicht so hart mosche, weil ich da eben immer mit dem vorderen Fuß auf die Ledge komme. Dadurch bailt man relativ selten und deshalb kann man viele Versuche starten. Ich hatte ja schon ein paar Tricks an der Hubba in Esslingen gemacht und der stand auf jeden Fall noch auf meiner Liste, die ich unbedingt abhaken will.

"Nike hat mir halt so krass die Tür aufgemacht, dass ich nicht nein sagen konnte"

Was ist sonst noch dein Trick bei diesem Endboss-Manöver?
Also man sollte auf jeden Fall einen guten Kickflip beherrschen und schon öfter Backside Nosebluntslides gemacht haben. Ich mache dann den Kickflip so ein bisschen über die Nose, wie beim Kickflip Nosewheelie, catche ihn früh und drehe mich erst dann über der Ledge in den Backside Nosebluntslide ein.

Ich dachte bei der Recherche irgendwann, dass man gar keine Leichen in deinem Keller findet, aber beim Fußball spielen kann du wohl schon mal ausrasten…
Wer hat dir das denn erzählt?

Der Bogner…
Ja gut, der Bogner… Weil der halt so ein Holzhacker ist… Der trappt einem von hinten in die Beine. [lacht] Fußball ist aber auch ein anderes Thema. Da ist man halt gar nicht auf sich alleine gestellt und ich war halt immer einer, der so ein bisschen wendiger und finker ist und die Gegner gerne mal ein bisschen nass macht. Und wenn die einem dann mit Absicht in die Beine hacken, ist halt nicht ganz so geil.

Du meinte schon, dass es mal in früheren Interviews um das Thema ging, aber ich habe das gar nicht so auf dem Schirm… Hattest du mal die Möglichkeit eine Fusi-Karriere zu starten? Bist du eins von diesen Motorik-Wundern, die viele Sportarten spielend beherrschen?
Also das mit der Fusi-Karriere hätte eventuell was werden können, aber das weiß man ja im Endeffekt nie genau. Ich stand jedenfalls seit ich vier bin immer auf dem Platz, hatte ne ziemlich gute Jugendarbeit beim SV Belbingen und als wir bei so nem Turnier mal den SV Ulm 4:0 weggemacht haben und ich drei Tore geschossen habe, kam halt so ein Scout vom VfB Stuttgart zu meinen Eltern, wie es denn mit mir aussehen würde. Aber weder meine Eltern noch ich wollten das, weil ich eigentlich nie so richtig Bock drauf hatte mich aufzuraffen für den Fußball. Das hat immer gedauert, bis ich dann mal die Schuhe anhatte und auf dem Platz stand, dass ich wirklich Bock hatte. Ich habe auch ne Zeit lang in der Baden-Württemberg Auswahl gespielt, aber die ha- ben auch gemerkt, dass mir das keinen Spaß macht, weil mir das zu krass war. Da wurde man echt zu so kleinen Maschinen ausgebildet und schon mit zwölf beim kleinsten Stoppfehler angeschrien. Da wurde einfach der Spaß viel zu sehr vernachlässigt.

Markus-Blessing-Backside-Flip-Stuttgart-Daniel-Wagner

Du bist auch Weinliebhaber wie man hört, was bei Skatern eher selten vorkommt. Wie ist es dazu gekommen?
Das stimmt. Das liegt daran, dass meine Mitbewohnerin einen Hobby-Winzer als Freund hat und sie hatte irgendwann mal ne Bestellung aufgegeben und dann gab’s hier eben ne kleine Weinprobe, die mir ziemlich getaugt hat. Wenn man mit Alkohol anfängt, findet man ja Wein und Sekt meistens erstmal ekelhaft. Bei Sekt geht’s mir auch heute noch so, aber Rotwein habe ich echt zu schätzen gelernt. Das sieht ja auch echt edel aus, wenn man auf ner Hochzeit so mit nem Gläschen Rotwein da rumsteht und rumprobiert und es einem schmeckt. Das macht mir halt Spaß und dann habe ich auch irgendwann mal angefangen ein paar Flaschen zu bestellen und jetzt habe ich so acht verschiedene Sorten und 60 Flaschen oder so.

Was kostet so ne Weinsammlung etwa?
Das ist gar nicht so teuer, wie man vielleicht denkt. Also die Weine, die ich beim Winzer hole, kosten so vier bis sieben Euro im Schnitt. Also gar nicht so teuer.

Was sind deine Lieblingssorten?
Also ich mag trockenen Rotwein von Otto Menold, zum Beispiel den Trollinger trocken, sehr gerne oder halt Spätburgunder. Auf jeden Fall schön dunkelrot und am besten noch ein, zwei Jahre liegen lassen. Dann ist er geil!