Wer den Einleger in Solo #3 gesehen hat weiß, die Levi’s Spot Delivery Tour war dieses Jahr Roadtrip Feeling Deluxe. Von Deutschland aus machte sich ein Rudel sympathischer Berber im weltgeilsten Doppeldecker auf bis runter nach Kroatien und dann wieder hoch nach Kopenhagen, wo zum Abschluss des Trips ein Skatepark für die CPH Open gebaut wurde.
Aber auch schon unterwegs hinterließen die zementwühlenden Skateboardfanatiker herrliche Betonspielereien. Zwischen Dresden und Prag sind wir für ein paar Tage an Bord des 2er Gang Busses gestiegen und haben die gute Zeit genossen. Nach dem stimmungsvollen Levi’s Edit, kommt nun noch der Clip, den wir während dieser Tage gefilmt haben, feat. Niklas Speer von Cappeln, Marcel Kühnemund, Marcel Weber, Ruben Lücke, Aviram Shiker und Tim Rebensdorf.
[Fotos: Alex Shuktuew]
So rekapitulieren die beiden Oberbaumeister Max Beckmann & Robin Höning die Tour:
Unbestreitbar ist eine der schönsten Weisen, seine Zeit bis zum Tode herumzubekommen, das Bereisen von nahen und fernen, fremden Ländern und all die Begegnungen, die man auf einer solchen Reise hat. Die meisten Menschen lassen dabei allerdings eine wichtige Lebensweisheit außer Acht: Der Weg ist das Ziel. Denn wenn man an einen Ort fliegt, vom Flughafen mit dem Taxi in eine eingezäunte Hotelanlage fährt und diese erst wieder verlässt, um den Rückweg anzutreten, dann bringt man sich ganz einfach um all die potenziellen Begegnungen und Erfahrungen, die man auf dem Weg hätte machen können.
Auch daher haben wir für die von Levis Skateboarding möglich gemachte Spot Delivery Tour einen ganz anderen Ansatz gewählt: Ein Gefährt, dass auch bergab auf deutschen Autobahnen nicht schneller als 75 km/h wird und eine Route, die dieser Eigenschaft weiß Gott nicht entspricht: In vier Wochen haben wir 3.500 Kilometer quer durch Europa abgerissen und gleich zwei Mal die Alpen überquert. Schon ein wenig bekloppt, wenn man bedenkt, dass die meisten Skatetouren mit einer kleinen Gruppe an Skatern an einen Ort führen, der dann nach Ablauf der Zeit hoffentlich mit den Taschen voller Footage wieder verlassen wird. Wir haben dagegen jeden Ort nach knapp vier Tagen wieder verlassen und sind dann immer auch gleich in ein anderes Land gefahren.
Der Ablauf war bei den meisten Stops ähnlich: Ankommen und sich meist gleich am Spot mit den Locals treffen, ein paar Bier trinken und sich ein paar Rampen ausdenken. Am nächsten Tag wird dann von morgens an gebaut bis man mitten in der Nacht völlig fertig neben dem frischen Beton liegt und mal wieder darüber diskutiert, dass man doch beim nächsten Mal etwas weniger bauen sollte um sich nicht völlig zu zerstören. Diese Gedanken sind dann am nächsten Tag schon wieder verflogen, wenn man nach dem Kaffee in die Stadt aufbricht, um mit den Locals ein paar Spots abzuklappern oder neue Orte zu entdecken. So sind wir im Laufe der Tour an den abgefahrensten Plätzen gelandet: Ein besetztes Areal mit einem dauerhaft beheizten Außenpool, völlig in der Natur gelegene, eiskalte Flüsse, eine verlassene Tankstelle oder ein gigantisches, besetztes Fabrikgelände mit mehreren Skateparks auf verschiedenen Ebenen. Am vierten und letzten Tag wurden dann die neuen Rampen feierlich entweiht, nur um sich kurze Zeit später wieder auf die Reise zu machen und das Ganze an einem völlig neuen Ort zu wiederholen. Dabei haben wir im Bus, in Zelten, unter Brücken oder einfach auf der Straße geschlafen, uns in Seen, Bächen, dem Meer und an Tankstellen gewaschen, Tütenrotwein getrunken, während der Fahrt Pizza gebacken und ein ganzes Kalb vom Grill verspeist. Immer in einer ständig wechselnden Gemeinschaft.
An jedem Stop sind zwei bis vier Leute zugestiegen, andere wieder ausgestiegen und so hatten wir eine immer wieder neu zusammengewürfelte Crew, bestehend aus den verschiedensten Nationen. An den wenigen Grenzen, die wir im Laufe der Fahrt überquert haben, hat das auch immer wieder für irritierte Blicke von Seiten des Zolls gesorgt: Ein 40 Jahre alter Doppeldecker, 25 Pässe aus sieben Nationen und ein Betonmischer mitten im Gang. Was zur Hölle ist das denn für ein Quatsch? Gerade diese durchmischte Crew hat unsere Reise besonders gemacht. Während die meisten Skatetouren für eine kleine Elite an sehr guten Skateboardfahrern organisiert werden, konnte hier fast jeder zusteigen. Klar, man musste auch was dafür machen, aber wenn du kein Arsch und dir nicht zu fein für Arbeit am Beton und gelegentliches Abwaschen bist, dann wirst du mit offenen Armen empfangen. Und jeder der bestehenden Crew war bereit, ein kleines bisschen seines persönlichen Komforts einzubüßen, um neuen Leuten diese außergewöhnliche Reise zu ermöglichen.
Unsere Tour führte uns von Deutschland in die Schweiz, dann über Italien nach Slovenien, von dort nach Kroatien und Österreich und schließlich über Tschechien und Deutschland nach Dänemark. Bei unserer Ankunft haben uns teilweise über 40 Leute empfangen, Menschen haben sich ausgezogen, es gab Sektduschen und Live Konzerte und bei unser Abfahrt war klar, dass die hier entstandenen Freundschaften noch lange nach der Tour andauern werden. Es gibt schließlich kaum eine bessere Methode Menschen wirklich kennen zu lernen, als vier Tage mit ihnen in solcher Intensität zu verbringen. Teilweise waren die Orte nicht mehr wiederzuerkennen, so viele Rampen wurden innerhalb der ein oder zwei Tage gebaut. Und wenn diese Orte fortbestehen, dann werden auch die Rampen bleiben. Am Ende der Reise wurden also nicht nur ABDs zurückgelassen, sondern neue Spots und neue Möglichkeiten. Und die Kontakte und Freundschaften, die zwischen den Orten und Menschen nun bestehen, werden für jeden Beteiligten neue Reiseoptionen ermöglichen. Also auf zum nächsten Abenteuer, und das beginnt gleich in dem Moment, an dem ihr mit dem Rucksack das Haus verlasst. Haltet nur eure Augen, Arme und Herzen offen.