[Illustration: Patrick Nitzschner]
Fashion over Passion, oder Kleider machen Leute aber keine Tricks.
Das Skateboarding und Fashion Hand in Hand gehen ist so alt wie das Skaten selbst, aber gerade in letzter Zeit ist Fashion anscheinend wichtiger denn je. Ist Aussehen mittlerweile wirklich aussagekräftiger als das was man macht?
Überall in der Werbung, auf den Laufstegen, sogar in der Bravo wird der angebliche “Skaterlook” gefeiert. Sogar der größte Prolo vom Dorf hat die Hose auf Hochwasser gestellt und trägt Skateschuhe, dabei hasst er uns doch so sehr und prollt lieber mit seinem Opel Corsa zu Burger King, aber auch er kommt einfach nicht an den Einflüssen der angeblich so rebellischen Subkultur vorbei. Was ist da los? Haben wir uns ausverkauft oder war das schon immer so? Ja, ja und ja. Ganz klar, Skater waren (leider) schon immer Vorreiter für diverse Trends die dann ganz schnell zum Mainstream wurden, ausgeschlachtet und weiter ging es.
Erst werden die Styles intern nachgeahmt, dann ziehen sie Kreise. Erst ausgelacht dann nachgemacht! Das ist so und wird auch so bleiben. Für mich ist das auch vollkommen okay, wenn die “Normalos” wenigstens Kohle in den Skateshops lassen und uns für ein wenig gekaufte Coolness ihre Kohle geben, damit der Coreshop seine Boards zahlen kann. Denn ihr könnt euch eure Hülle gerne kaufen, den Spirit habt ihr nicht, und den werdet ihr auch niemals kriegen. Der ist genau wie Style – unkäuflich! Und er ist auch zeitlos und hält jedem Trend stand. Schon mal Ethan Fowlers Part in "Tincan Folklore" gesehen? Nein, tut es.
"Da wird kurz auf den Zug aufgesprungen und sich dann ganz schnell wieder verpisst, wenn man merkt, dass es doch kein One-Night-Stand ist, sonder ein Lifetime Deal"
Der trendige Skater der perfekt gestylet und absolut am Puls der Zeit ist, mit seinen hellen Seinfeld Jeans, den weißen Stoffschuhen des Sportartikelherstellers, den kleinen Rollen, dem bunten Griptape, der wackeligen Lenkung und dem Old-School-Shaped-Board mit den Slappys on lock, scheint gerade mehr Aufmerksamkeit, Sponsoren und Props zu bekommen als der Normalotyp der rippt! Kann das sein? Ja, das ist so. Oscar Candon meinte kürzlich: “I’m not gonna change my style for instagram”. Und da hat er auch Recht! Das ist nämlich nicht von Dauer und auch nur ein Trend, denn bei aller Liebe für Fashion und zeitgemäßes Skaten fehlt sehr oft eines ganz klar: die Leidenschaft! Da wird kurz auf den Zug aufgesprungen und sich dann ganz schnell wieder verpisst, wenn man merkt, dass es doch kein One-Night-Stand ist, sonder ein Lifetime Deal. Eine Achterbahn, mit vielen Ups und Downs. Aber genau das ist das Gute und das unterscheidet doch am Ende des Tages den Skater vom Poser. Und wenn ihr anfangt zu Skaten um gesponsert zu werden, könnt ihr gleich wieder aufhören.
Während ihr in zwei Jahren weiter shreddet, sind die meisten Jungs sowieso schon woanders, denn sie mussten arbeiten oder studieren oder haben irgendeine andere tolle Ausrede, nicht skaten zu gehen! Aber das ist auch wieder gut so, denn dann weiß man woran man ist. Und die Leute können von mir aus ja auch aussehen wie Dylan Rieder, aber so Skaten? Leider nicht annähernd. Denn im Unterschied zu den Fashion Kids hat er sich seinen Status erskatet. Jeden verdammten Tag und zwar den ganzen Tag, mit allem was er hat, passion before fashion homeboys!
Ich will die ganzen modernen Kids gar nicht haten, im Gegenteil, ich bin froh dass sie überhaupt skaten und sich bewegen, anstatt nur Zuckerwasser in Dosen zu trinken und vor dem Handy zu schimmeln.
Es gibt auch immer wieder richtig derbe Ripper mit einem Spirit bei dem einem das Herz aufgeht, aber bitte, bitte versucht doch erst mal einen soliden Ollie, bevor ihr eine Wand hochfahren wollt. Ich wäre euch dafür sehr dankbar.
Fuck the catwalks-shred the sidewalks!