is loading
EN DE

Alex Mizurov – Olympia Interview

Werbung

Um bei den Olympischen Spielen Medaillen zu holen braucht es vor allem Skater, die bei Contests abliefern. Hierzulande hat das in den letzten Jahren vor allem einer immer wieder geschafft – der amtierende deutsche Meister Alex Mizurov. Deshalb war ziemlich klar, dass er in den (vorläufigen) Olympiakader rutschen würde. Nachdem wir bereits mit dem Bundestrainer Jürgen Horrwarth gesprochen haben, wollten wir auch von einem aktiven Teammitglied wissen, wie die Sache mit Olympia denn nun aussieht und haben bei Alex angerufen.

Alex, wie stehst du Olympia allgemein gegenüber?

Ich find’s cool wenn es Skaten weiterbringt. Wie es dann sein wird, ist noch eine andere Frage aber ich glaube mehr Leute, die gar nichts mit Skaten zu tun haben, werden es auf dem Schirm haben. Deswegen finde ich es echt gut. Es gibt ja auch gerade die Debatte wegen den Thrasher Shirts und ich find das eine gute Sache. Im Endeffekt ist das ein Unternehmen wie alle anderen und die werden gepusht, auch wenn es durch Leute ist, die nichts mit Skaten zu tun haben. Wie viele Leute tragen Vans oder Converse, die noch nie geskatet sind? Wenn es unserem Skatebusiness hilft, dann find ich das gut.

Siehst du auch Probleme durch die Olympischen Spiele? Dass es z.B. durch die Vereinsstruktur zu einer Verbürokratisierung kommt oder Contests noch stärker in den Vordergrund rücken?

Ja und nein. Wie du sagst gibt es bestimmt Leute die politische Arbeit werden leisten müssen, aber gleichzeitig gibt es genug Leute, die weiterhin nur skaten und nicht in diesem Vereins-Ding dabei sind. Man ist ja auch nicht gezwungen da mit zu machen. Ich hab vor zwei Tagen einen Brief von der Sport Kommission mit den ganzen Unterlagen bekommen, was man in Bezug auf Doping darf und was nicht. Das ist natürlich so ein Ding.

"Bei den Topfahrern der Contestreihen wird es immer mehr in Richtung klassischer Sportarten gehen"

Ich nehme an du ballerst dir kein Anabolika rein und auch Drogen sind für dich wohl kein Problem, aber stand was auf der Liste, in Bezug auf irgendwelche Medikamente, wo du aufpassen musst?

Um ehrlich zu sein sind da so viele Sachen dabei, da brauchst du einen Arzt oder Chemiker um dir das zu erklären. Ich hab allerdings einen Nachbarn, der kennt sich damit aus und der meinte, man müsste da auf so viele Sachen achten, dass man kaum Medikamente nehmen dürfte. Ich mach mir da jetzt keine großen Gedanken, weil ich denke, das kommt hauptsächlich auf Aufputschmittel oder Drogen an. Wenn ich jetzt nicht mitmachen dürfte, weil ich Aspirin genommen habe, dann fänd ich das einen Witz und dann wär ich halt nicht dabei. Aber das Einzige was ich zu mir nehme ist Kreatin, das hilft gegen Muskelkater und das steht auch nicht in dieser Liste.

Kannst du jetzt jederzeit kontrolliert werden oder nur bei Contests?

Soweit ich weiß ist das seit dem 1. April gültig für den ganzen Kader und ich glaube das wird Stichprobenartig auf Contests oder auch im Alltag gemacht.

Wie bist du überhaupt ins Olympiateam gekommen?

Ich wurde das erste Mal von Ralf Middendorf angerufen, da er wegen der Mitarbeit bei der Deutschen Meisterschaft von Cola [Hans-Jürgen Kuhn] angerufen und gefragt wurde. Es waren zu dem Zeitpunkt noch viele Sachen ungeklärt und deshalb hat er mich gefragt, ob ich denn überhaupt Bock hätte. Ich hab ihm zugesagt, dann hab ich mit Cola telefoniert und musste diese Dopingerklärung unterschreiben.

Welche Vorteil hast du dadurch, dass du im Olympiakader bist?

Das wird staatlich gefördert und du darfst je nach Bundesland in bestimmte Einrichtungen, wo man sich fit machen und Tipps holen kann. Außerdem werden auch Trips zu Contests übernommen, die für die Wertung des darauffolgenden Jahres relevant sind. 2019 wird dann entschieden wer überhaupt mitkommt.

Der Olympiakader wird ja jedes Jahr neu besetzt, je nach Leistung. Hast du eine bestimmte Strategie, wie du es in den finalen Kader schaffen willst?

Nicht wirklich, ich versuche mein Bestes zu geben und wenn es klappt ist es super, wenn nicht, dann eben nicht. Ich würde gerne mitfahren, auch weil es das erste mal Olympia ist und auch um einfach mal dabei gewesen zu sein. Aber man kann sich ja auch zwei Wochen vor Olympia verletzen.

Glaubst du, dass manche, die jetzt in Olympiakadern sind, genau solche Risiken minimieren werden und dann lieber nicht Streetskaten gehen, um sich nicht zu verletzen und sich der Typus des Contest-Skaters weiter ausbreiten wird?

Bestimmt, alleine als das damals angefangen hat mit Maloof Money Cup, wo es plötzlich um viel mehr Geld ging als vorher. Da weiß ich dass z.B. P-Rod sich einen Personal Trainer geholt hat und dass viele Leute nochmal richtig dafür trainiert haben und Olympia ist ja nochmal eine andere Geschichte. Ich denke schon, dass viele Leute sich da mehr vorbereiten werden als für andere Events. Bei den Topfahrern der Contestreihen wird es immer mehr in Richtung klassischer Sportarten gehen. Die die nichts damit zu tun haben werden allerdings weiterhin ihre Parts filmen und sich ansonsten nicht wirklich damit auseinandersetzen.

Wird dadurch die Zweiklassengesellschaft im Skateboarding weiter verschärft? Dass es einerseits die gibt, die die Olympiaschiene fahren, drogenfrei leben, alle großen (Qualifikations)contests skaten und dann eben auch die großen Sponsorengelder einfahren und dem Rest, der sich den Regeln nicht unterordnen will und dadurch auf das große Geld verzichten muss?

Gute Frage, da hab ich mir noch gar keine Gedanken drüber gemacht. Es kann nicht jeder ein guter Contestfahrer sein aber trotzdem gute Parts filmen und eine Company gut repräsentieren. Ich glaube deshalb nicht, dass das wegfallen wird.

Bisher hatte man ja nur die Chance, sich über Sponsorengelder zu finanzieren und musste dabei, neben den nötigen Skills, auch ein vermarktbares Image mitbringen. Jetzt könnte es bald möglich sein für sein Land zu skaten und sich dadurch zu finanzieren. Demokratisiert sich dadurch Skateboarding, weil nun nur noch die Leistung zählt?

Da stimme ich vollkommen zu, denn das ist ja eine politische Entscheidung. Wenn die Leute in der Industrie keinen Bock auf dich haben, obwohl du die Skills hast, dann kommst du da einfach nicht rein. Banales Beispiel ist Willow, der mega krasse Parts rausgebracht hatte als er noch auf Flip war, aber die wollten ihm einfach kein Pro-Board geben, weil sie dachten, die können ihn nicht so gut vermarkten, wie ihre jungen Fahrer.

Olympia ist ja, zumindest auf „dem Platz“, eine relativ werbefreie Veranstaltung. Weißt du schon ob man da Werbesticker auf dem Board haben darf? Und wie ist es wenn Firma X der Trikotsponsor des Teams ist, aber man selbst für Firma Y fährt?

Keine Ahnung, ich hoffe man darf sein eigenes Board mitbringen und die Sponsoren auf den Boards bestickern, das steht ja auch in den Verträgen drin. Ich bin da mal gespannt. Ich fänd’s auch nicht cool, wenn die dir sagen, was du anziehen musst. Das ist dann, als hättest du einen Job und der Chef sagt dir, welches Hemd du tragen musst. Da hat man schon keinen Bock drauf. Wenn die mir jetzt sagen würden, ich müsste ein Kleid tragen bei Olympia, dann wär ich raus.

Aber ein Trikot wird es ja in irgendeiner Form geben. Da kann ja nicht einfach jeder aufkreuzen wie er will.

Ich denke schon, aber da wird man sich sicher irgendwie einig. Klar, die Farben von Deutschland werden irgendwie dabei sein, aber ich denke nicht zu extrem.

"Wenn die Leute in der Industrie keinen Bock auf dich haben, obwohl du die Skills hast, dann kommst du da einfach nicht rein"

Ich hatte mit Jürgen [Horrwarth] darüber gesprochen, wie er vor hat die Leute zu trainieren, weil es so was bis jetzt ja noch nicht wirklich gab. Freust du dich schon auf den neuen Input?

Ich find das super und auch faszinierend, was man mit dem Körper theoretisches alles anstellen kann. Alleine die Umstellung, wenn man gesund lebt und gezielter auf mehrere Sachen eingeht. Ich hatte vor ein paar Jahren eine OP und musste dann mein Fußgelenk trainieren. Alleine schon ein Monat Training hat sich so krass angefühlt und wenn man professionelle Trainer hat, ist das nochmal eine andere Sache. Die meisten Skater haben da ja keine Ahnung von. Die fahren einfach Skateboard und das funktioniert auch, aber wissen nicht, dass man da noch einige Level besser und agiler werden kann. Ich glaube so was hilft auf jeden Fall und da hab ich auch Bock drauf.

Andere Länder sind in der Olympiaförderung schon einen Schritt weiter. Australien z.B. unterstützt Shane O’Neill finanziell und hat jetzt das erste Skateboard-Stipendium vergeben. Würdest du dir das auch für Deutschland wünschen?

Ich finde es jetzt erst mal super, dass es eine Organisation gibt, die sich um alles kümmert und einem z.B. Hilfe anbietet, wenn man versucht fitter zu werden oder um Regenerationszeiten zu verkürzen. Was sonst noch kommen wird, da bin ich selbst gespannt.

Es wird ja so sein, dass sich insgesamt 20 Herren für Street und 20 für Park qualifizieren werden, was bedeutet vier pro Kontinent.

Wow, okay. Ich dachte jedes Land dürfte einen bis vier Leute da hinschicken und es gäbe dann eine größere Qualifikationsrunde. Vier aus ganz Europa – das wird ja richtig crazy.

Weißt du denn schon wie die Qualifikation ablaufen wird?

Ne, da hab ich auch gar keine Ahnung. Da warte ich die nächsten Meetings ab.

Ist es denn für deine Sponsoren von Interesse, dass du im Olympiateam bist?

Ne noch nicht, weil das noch zu frisch ist und der Kader wird ja auch jedes Jahr neu festgesetzt.

Durch die Olympischen Spiele könnten sich gerade was Sponsoren angeht ganz neue Möglichkeiten ergeben. Ein deutscher Olympiastarter wäre sicher interessant für verschiedenste Mainstream-Sponsoren.

In den USA machen ja alle Großen – Nyjah, Sheckler – Werbung für große Firmen die nichts mit Skaten zu tun haben. Tony Hawk hat mal gesagt, er würde kein McDonalds Werbegeld ablehnen, sondern nimmt das und macht damit was Gutes für Skateboarding. Meiner Meinung nach ist das völlig legitim.

Werbung
Werbung