Eigentlich studiert Linus Petrusch Lehramt, aber da er auf Kappen steht, hat er nebenher noch Claro! Caps gestartet. Als wir ihn zum Interview treffen öffnet er die Tür der Studenten WG, aus der er seine kleine Company betreibt, im Schlafanzug. Er war feiern und ist noch etwas angeschlagen. Sympathisches easy going im Kappen-Business.
Ich trag halt fast jeden Tag Kappen und irgendwie war das dann so eine Schnapsidee die beim Saufen kam. Ich hatte schon viele Ideen und die hab ich weitergesponnen und damit angefangen.
Ich hatte jetzt keine Connection zu Brands die ebenfalls Kappen machen, wo ich hätte sagen können, zeigt mir doch mal wie’s geht. Mein Onkel war früher Einkäufer für Rewe in China und der hat mir ein paar Tipps gegeben, worauf ich achten soll und dann hab ich angefangen zu suchen.
"Irgendwie war das eine Schnapsidee die beim Saufen kam"
Das ist eigentlich herbe easy. Ich hab ein paar Fabriken angeschrieben und ein paar Samples gemacht. Am Anfang hat man sich gefreut über die ersten Kappen, aber die Qualität war eigentlich voll für’n Arsch. Deswegen hat das alles auch eine Weile gedauert. Ich hab 2012 die Idee gehabt und die ersten Kappen sind 2014 rausgekommen, weil ich keinen Bock hatte irgend’n Scheiß zu machen. Man will ja dahinterstehen, was die Qualität angeht.
Ja, ich weiß halt immer wie es aussehen soll, kann’s aber wegen fehlender Indesign Skills selber nicht umsetzen, deswegen helfen mir immer Freunde. Das ist halt alles so try and error. Man hat ’ne Idee, denkt das könnte cool aussehen und dann kommt das Sample und es sieht voll scheiße aus. Die Calcio Kappen hab ich zusammen mit dem Mixen aus München gemacht.
Die meisten kannte ich nicht persönlich und hab die einfach angeschrieben und gekuckt was geht. Ich hab mich am Anfang ein paar mal mit dem Patrick (Bös) getroffen. Ich hatte ein paar Namen im Kopf, davon ist jetzt nicht jeder an Bord, aber schon die Meisten.
Wenn jetzt einer sagt, er will eine Camo Cap, dann machen wir auf jeden Fall ein Sample. Der Joscha (Aicher) z.B. wollte eine haben und jetzt haben wir das gemacht. Das passt jetzt nicht in den laufenden Betrieb, aber das heißt nicht, dass man das nicht irgendwann mal macht.
Das ist ja auch eine Geldfrage. Man kann nicht zehn Mal im Jahr neue Kappen rausbringen. Meistens war das jetzt so zwei, drei Mal im Jahr. Ich will auch nicht einfach so drei Kappen rausbringen, die nichts miteinander zu tun haben. Das muss schon stimmig sein.
Ich hab die Shops, die ich cool fand, angeschrieben. Ein paar haben gesagt, wollen wir nicht, ein paar haben gesagt läuft. Jetzt sind wir so in 10-12 Shops in Köln, Berlin, München, Dortmund und Bochum. Die meisten Shops sind Skateshops, aber auch ein paar Sneakershops.
Ich bin so ein Typ der eigentlich nie zufrieden ist. Läuft ganz okay, könnte natürlich immer besser laufen. Aber dafür dass man bei null gestartet ist, ganz okay.
[lacht] Es war jetzt nicht so, dass am nächsten Tag 300 Stück bestellt wurden, aber trotzdem geile Aktion. Könnte gerne noch öfter passieren.
Also ich geb die halt noch so ein paar Musikern und die finden das cool. Retrogott und Hulk Hodn zum Beispiel. Karate Andi hab ich auch eine geschickt oder dem DJ von SSIO. Aber das ist jetzt so über Connections und nicht an irgendwelche Bedingungen gebunden. Ich kenn halt auch ein paar die dann voll den Vertrag haben wann die was tragen müssen, bei Auftritten und Interviews, so ist das hier natürlich nicht.
Ich wollte die Tage neue Samples fertig machen und dann kommen im März neue Sachen raus. Neue Materialen ausprobieren, sportlich, casual. Dann noch mit ’nem Shop aus Deutschland eine Kollabo. Eigentlich wollte ich auch Beanies machen, fand die dann aber nicht so cool vom Schnitt und die wären auch zu teuer geworden, weil man da eine Mindestabnahmemenge hat. Da war mir das Risiko zu groß. Mit ’ner Kappe kann man sich qualitativ auf jeden Fall besser absetzen als mit ’ner Mütze.
Das ist eigentlich weniger als die Leute sich das vorstellen. Ich könnte auch einfach nur 20 Kappen bestellen, dann werden die halt teurer. Aber damit es sich lohnt ist man irgendwo im kleinen dreistelligen Bereich. Um entspannter arbeiten zu können und nicht die nächste Kollektion über die aktuelle finanzieren zu müssen, ist es aber gut, wenn man noch ein kleines Polster hat.
"Ich hatte auch mal so eine Geschichte, dass ich verklagt wurde"
Das selber machen und anfangen ist eigentlich gar nicht so schwer. Auch das mit den Shops kriegt man hin, aber diese Business Seite. Steuererklärung hat ja jeder schon Mal gemacht, aber dann kommen da plötzlich noch Einfuhrumsatzsteuer, Eori Nummer und so Sachen die man noch nie gehört hat. Sowas ist ein bisschen nervig. Ich hatte auch mal so eine Geschichte, dass ich verklagt wurde. Die AGBs von der Internetseite hatte ein Kollege gemacht und die sind ja urheberrechtlich geschützt und er hatte die von jemand anderem übernommen. Es gibt dann Anwaltskanzleien die per Google-Bot das Netz durchsuchen und sobald die jemanden finden der die unerlaubt benutzt, gibt es sofort eine Abmahnung. Das ist halt Lehrgeld.
Zum Glück kannte eine Bekannte von meiner Mutter die Anwaltskanzlei aus München und dann konnte man mit denen einen Deal aushandeln. Ich bin jetzt quasi Kunde von denen. Wenn ich die nicht gekannt hätte wäre es auf jeden Fall drei Mal so teuer geworden. Da hätte schon alles vorbei sein können, bevor es richtig begonnen hat.
Ja, zum Glück ist die Post direkt um die Ecke. Es ist halt stressig wenn man neue Kappen bekommt, dann heißt das zwei Tage Pakete packen für die Shops und Fahrer. So im normalen Betrieb ist das eigentlich chillig.
Ich hätte auch herbe Bock auf Klamotten, aber das ist nochmal ’ne ganz andere Nummer. Und die Kappen haben ja schon eine gewisse Qualität und ich will jetzt nicht einfach T-Shirt X mit ’nem Claro! Aufdruck machen. Klar wär ’ne Coach Jacke cool, aber das muss halt alles passen und finanzierbar sein.
Ehrlich gesagt wird man das öfter gefragt, einerseits find ich die Frage voll Banane, weil guck dir deine Schuhe an, wo dir herkommen. Und das sind ja global Brands, die sich das viel eher erlauben könnten in Europa zu produzieren.
Klar ist das cool und ich hab mich auch mal schlau gemacht. Aber in Deutschland gibt es z.B. gar nicht so viele die überhaupt die Stückzahl liefern könnten und dann kostet die Kappe im Laden auf jeden Fall nicht 35 sondern 80 Euro und wer zahlt 80 Euro? Außerdem, wenn man jetzt nur Geld sparen wollte, würde man auch nicht in China produzieren, sondern in Indien oder Bangladesch. Es ist jetzt nicht so, dass die Chinesen mega-billig sind, das hat sich auch entwickelt. Klar denken manche, dass die Kappen dann von behinderten Kindern gemacht werden, aber das ist halt einfach nicht so. Ich verstehe dass man drüber nachdenkt, aber dann sollte man auch mal die anderen Klamotten ansehen die man so trägt, wo die herkommen. Und was Kappen angeht ist es schon so, dass die großes Know-How haben. Eigentlich kommen die meisten Kappen aus Asien. Dann ist das leichter mit denen zu besprechen.
Ich schreib mit meiner Ansprechpartnerin dort, aber das ist manchmal schwierig, weil die nicht so gut Englisch kann. Teilweise braucht die dann drei Stunden um die Sample Ideen durchzuarbeiten, aber Hauptsache es wird verstanden.
Eigentlich nicht, wär vielleicht effektiver, aber im Grunde mach ich das per Text. Das ist nur eine Liste die die abhaken muss. Also welche Kappenform, welche Muster, welche Materialen, welches Innenfutter, welches Logo, welcher Verschluss und so weiter. Manchmal wird auch was falsch verstanden aber im Grunde klappt das so.