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Antiz in Rumänien

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Wenn jemand echten Tourspirit verkörpert, dann wohl die Jungs von Antiz, die seit Jahren unermüdlich im Gypsy-Style durch die Lande ziehen. Knarzend und schnaubend rollt der Tourvan voran und verschlingt dabei mindestens so viel Sprit wie seine Insassen. Dieses Mal fraß sich die Truppe durch die ländlichen Gegenden Transsilvaniens – dabei schon zum zweiten Mal als Gast mit an Bord: Dustin Dollin, der auch den Reiseschreiber gab, inklusive seines Hündchens Beddy.

Die Straße tritt uns mit Füßen. Der federnde Sitz sorgt für den Rest, während die Zunge meines Babys sich nach einer anderen Abkühlung als Speichel sehnt. Der Surround-Sound hat mich eingelullt, aber nicht wie durch die Umarmung eines langen Arms. Eher so, wie wenn ein Zwerg deine Knöchel umschlingt. Ellenbogenreiberei mit den Jungs auf der Rückbank, wir werden herumgeschleudert wie die Augen eines Pädophilen, der auf eine Hüpfburg blickt. Wir sind zusammen, der einzige Gott ist der Fahrer. Wir feiern diese Unbequemlichkeit. Unsere Ellenbogen sind zu Mann und Frau geworden, verbunden durch unsere Hüftknochen, erotischer als ein Kuss.

Wir lachen und kichern darüber, wer sich am schlechtesten fühlt, aber niemand fühlt sich schlechter als der Mann, der in seinem Großraumbüro Kaffee mit den Toten trinkt und glücklich darüber ist, dass sein Stuhl vier Rollen hat. Seine vier Rollen schaffen es nur zur nächsten Trennwand, um ein sinnloses Gespräch über das Wetter anzuzetteln. Der unberechenbare schwarze Teer winkt uns weiter, die weißen Streifen verschwimmen zu einer Linie von Männernippeln und Victor bekommt wieder Angstzustände, während Beddy durstig ihre Lippen leckt. Jeder sitzt herum und denkt darüber nach, ob er im Leben das Richtige tut, als die Gypsies den Zug anhalten, nur um nach Geld zu betteln. Wo ist ein McDonald’s in der transsilvanischen Landschaft

Die Hügel sind so trocken wie Beddys Lippen. Das Heulen der leeren Flaschen klingt, wie sich die Schreie auf der Titanic angehört haben müssen. Leo ruft: „Lass mich nicht los!“, während wir im vierrädrigen Banditen weiterrasen; lachend und unsere Dummheit feiernd – wie andere wohl sagen würden. Aber die Freiheit unserer Lacher bringt die Räder vorwärts. Vorwärts. Unbesiegbar. Wir sind beschwipst vom Abend davor. Jeder Tanz drückte die Freude darüber aus, sich in einer Kiste zu befinden, in der es keine Sprache zu verstehen gibt. Aber Gesichtsausdrücke sind mehr als verständlich. Wir sind voll großer Hoffnungen, während wir dafür beten, keiner Straßensperre zu begegnen. Wenn die Cops kommen, ist meine Diät für heute Nacht Speed

Die Kurven, durch die wir mit Höchstgeschwindigkeit rasen, haben die Rundungen weiblicher Hüften. Zum Sound von The Lonely Island tanzen wir in unseren Köpfen und beruhigen unseren Hunger. Sams Magen rumort wie ein Erdbeben, während Beddy einmal mehr ihre Lippen leckt. Die einsame Insel kommt näher. Ich hoffe, ich kann mich an diesen Tag erinnern als den Tag, „an dem der Van – oder die vierrädrige Kiste – unser mobiles Zuhause war, in dem alle Erinnerungen gelöscht wurden“. Wir brauchen eine Mikrowelle. Die kleinen, verlassenen Häuser. Wir lachen darüber, dass sie uns an die Crackheads erinnern, die den Jungs kostenlose Liebesdienste anbieten. Alles in der Hoffnung, dass sich auch jemand an uns erinnern mag.

Der Plaza ist voll von Kids mit strahlenden Augen, die aussehen wie halb verhungerte, abgerissene, heimatlose Gypsies. Aber ihr Überleben erklärt sich immer noch durch ihre Fähigkeiten. „Dance monkey, dance.“ Ob’s darum geht, dem Beton stand zu halten oder um mit billigem Wein und Bauernpizza bezahlt zu werden. Zusammengesetzt aus Wut oder Scheiße, dummgesoffene Diener absolutem Nichts. Während wir im Teig herumstochern, könnten wir uns mehr darum kümmern, gar nicht erst dort zu sein

Am nächsten Tag wundern der Rollerblader und sein kleiner Freund sich immer noch in ihrer seltsamen kleinen Stadt, dass sie süchtig sind nach dem vierrädrigen Monstermobil, das sie am Vortag so erregt hat. Beim Anziehen ihrer Skates war ihnen bisher noch nie klar geworden, dass der Cornrows-sportende-long/short-Board-Weirdo niemals so eine Legende werden wird wie die Monster, die letzte Nacht den Van verlassen und auf seinem Boden geträumt haben. Jetzt kann dieser Niemand mit Cornrows nach Hause gehen und bis in alle Ewigkeit Local bleiben

Der Große bekommt endlich seinen McDonald’s, während uns das Ditch aus der Hölle zuwinkt. Die Kühe, die um das Ditch stehen, mit ihren kleinen, dummen, dämlichen Fleischhirnen, hoffen, dass sie einen Menschen sehen, der geschlachtet wird. Jedoch entkommt das vierrädrige, dumme Menschenfleisch der Zementstrecke in die Hölle und steigt wieder in das stinkige Gypsy-Sardinenbüchsen-Mobil, um die Vergangenheit im Staub zu lassen, in der Hoffnung auf einen neuen Anfang, der wieder bei der Bettelei beginnt. Die Dusche des Hostels wartet. Reinige die zehn Soldaten, die mit unterschiedlichsten Straßen und bizarren Persönlichkeiten der rumänischen Landschaft gekämpft haben, um fremde Länder zu entdeckten, mit einer einfacheren Art um von A nach B zu kommen. Nachdem alles gesagt und getan ist, erkennen wir, dass wir die Gypsies sind und beim nächsten Mal verrückter sein sollten

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