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Felix Loechel Interview

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Am Donnerstag präsentieren wir das (von uns schon lange ersehnte) "Kids" Video von Felix Löchel, mit Markus Blessing, Sandro Trovato, Erik Müller und Fitschi. Zur Einstimmung darauf, haben wir uns mit Felix unterhalten. Der hat nämlich auch einiges Interessantes dazu zu erzählen, wie es ist, vom Skatefilmer in die "richtige" Arbeitswelt als filmender Freelancer hineinzuwachsen.

Felix, du bist kürzlich nach Berlin gezogen. Hast du da einen Büroplatz oder arbeitest du von Zuhause?

Ich arbeite jetzt noch von Zuhause, aber ich will mir auf jeden Fall noch ein Büro suchen. Die Motivation ist höher, wenn man Arbeit und Zuhause trennt.

Wie kam es dass ihr nach Berlin gezogen seid?

Das war relativ spontan im Sommer. Meine Freundin und ich wollten Stuttgart eh schon länger verlassen. Als ich 2011 nach Stuttgart gezogen bin, hat das langsam angefangen mit dem großem Kultur- und Clubsterben in der Stadt. Man merkt, dass es immer weniger gibt. Dann haben wir uns gefragt, wohin wir wollen und festgestellt, dass von unserem Netzwerk die meisten Leute eh in Berlin wohnen und da hat das für uns Sinn gemacht. Dann hatten wir Glück und haben eine Wohnung gefunden, die nur fünf Minuten vom Bänke Spot entfernt ist. Das heißt ich kann auf meine alten Tage auch wieder Skaten gehen.

"Ich habe immer gesagt, das Skateboard Ding muss eine Passion nebenher sein, weil es relativ wenige Möglichkeiten gibt, sich da eine Karriere aufzubauen"

Lass mal ein bisschen zurückgehen. Wie bist du überhaupt zum Filmen gekommen?

Ich komme ja aus Ravensburg, einem kleinem Dorf, das um die 2000er aber eine ziemlich starke Skateszene hatten, u.a. durch Fossy Skateshop. Der Stefan Fiedler vom Fossy hat mir damals seine VX gegeben. Ich hab dann die Kamera so 2010/2011 mit nach Stuttgart genommen und da hat alles angefangen. Ursprünglich habe ich Steuerrecht studiert, das aber mit dem Vorsatz Werbung zu machen abgebrochen. Dann wollte ich in Ravensburg dual Mediendesign studieren, allerdings habe ich keinen Arbeitgeber gefunden der das mit mir gemacht hätte und bin eben nach Stuttgart gezogen. Dort habe ich mich für Arbeitspsychologie eingeschrieben. Ich hatte aber überhaupt keine Ahnung, was das so wirklich war und dann war ich in der ersten Vorlesung und hab die Leute um mich herum angeguckt. Dann hat der Prof. erzählt, was man damit machen kann und da dachte ich, „Das will ich nicht “, und bin in der Pause gegangen. Ich hatte echtes Glück, dass ich über meinen Mitbewohner für ein Praktikum in die Werbeagentur konnte. Da wurde mir zum ersten Mal beigebracht auf Anschlüsse zu schneiden oder sich auch mal Gedanken darüber zu machen, was man mit welchem Schnitt erzielen kann. Danach habe ich mich relativ zügig selbstständig gemacht. Das war für mich so eine Harakiri-Nummer. Ich glaube meine Eltern sind in der Zeit 1000 Tode gestorben. Da muss ich sagen, war Stuttgart auch sehr gut, weil die Stadt halt nicht so groß ist. Man kommt ziemlich schnell in ein Netzwerk von Filmschaffenden rein und kann da relativ schnell lernen. Der gleiche Werdegang in Berlin hätte glaub ich nicht funktioniert, wenn ich mir hier so die Tagessätze und Konkurrenz anschaue.

Hast du dich auch mit Torsten [Frank] oder Kamil [Krzesniak] ausgetauscht?

Ich hatte über die Agenturen relativ oft mit Torsten und Kamil Jobs außerhalb Skateboarding. Dass Skateboard-Jobs sehr begrenzt sind, war mir da schon bewusst. Ich habe immer gesagt, das Skateboard Ding muss eine Passion nebenher sein, weil es relativ wenige Möglichkeiten gibt, sich da eine Karriere aufzubauen – außer man geht in die Staaten. Für mich war das aber keine Option. Vor Torsten habe ich nach wie vor größten Respekt, das so lange und konsequent durchzuziehen. Ich kann mir Torsten auch ganz gut vorstellen, dass der mit 60 noch Lines filmen geht. [lacht]

Es gibt leider echt nicht so viele Stellen, die man im Skateboarding als Vollzeitfilmer besetzen könnte.

Ich bin dann auch selbst immer mehr mit Dokumentarfilmen und Schnitt in Berührung gekommen. Da habe ich gemerkt, dass man damit alles Mögliche erzählen kann und das fand ich interessanter. Obwohl ich mir auch noch viel Content anschaue, rückt das Skateboarding immer mehr in den Hintergrund, zumindest was das Filmemachen angeht. Ich glaube letztes Jahr war ich vielleicht zwei Mal Skateboard filmen. Die Kids Sachen sind ja auch schon relativ alt. [lacht] Ich war früher auch jeden Tag selbst skaten und hätte nie gedacht, dass ich mal so wenig skate. Durch die Filmerei war ich zwar mit den Jungs unterwegs, aber ich hatte immer nur meinen Cruiser dabei und hab gewartet, bis wir gefilmt haben. Ich werde dieses Jahr auch 30 und da hab ich mir gesagt: „Ich will selber wieder so viel skaten wie nur geht!“

Neben den Jobs schlägst du dir also die Nächte mit privaten Projekten um die Ohren?

Was wir jetzt gerade echt viel machen ist dieses Flag and Family vom Olympic Channel, wo wir auch den Fitschi porträtiert haben. Die sind tatsächlich über Vimeo auf mich aufmerksam geworden, weil so eine kleine Boxerdoku von mir Vimeo Staff Pick wurde. Ich habe das erst nicht ernst genommen, und dachte, „Hä? Olympic Channel? Vielleicht ist das ja Spam.“ Dann haben die nochmal geschrieben und jetzt ist das im letzten Jahr zustande gekommen. Ursprünglich dachte ich, dass ich denen einen kleinen fünf-Minuten-Film verkaufe, aber die wollten mehr. Das hat mich das letzte Jahr komplett busy gehalten. Da denke ich dann auch, „Hätte ich das private Projekt nicht gemacht, wäre der Job daraus nicht entstanden.“

Olympic Channel ist also ganz offiziell olympisch?

Der Olympic Channel unterliegt dem OBS. Das ist der Olympic Broadcast Service und der unterliegt dem IOC und die haben jahrelang den Onlineeinstieg verschlafen und haben jetzt festgestellt, dass die da enormes Potenzial haben und was produzieren müssten. Ich bin denen auch wirklich dankbar, dass die uns dabei so frei arbeiten lassen. Die sind überzeugt von den Geschichten die wir drehen. Meine Freundin ist im Team und ein Freund haben wir als Kameramann. Ich könnte das noch 40 Jahre lang so weitermachen.

Du bist also nicht als ein-Mann-Armee unterwegs?

Ne, ich übernehme die Regie und den Schnitt und habe dann noch meinen Kameramann. Er ist so ein bisschen die One-Man-Army. Er hat ziemlich viel Ahnung von Ton und von Bildgestaltung. Der übernimmt da eine tragende Rolle. Meine Freundin produziert das Ganze. Drei Leute sind für Filmproduktionen sehr, sehr klein, aber das familiäre Umfeld mag ich.

Wie ging das bei dir nach der Werbeagentur Praktikum denn mit dem Freeclancing los?

Die ersten Jobs kamen, wie schon gesagt, über Torsten und Kamil. Dann habe ich ein bisschen weitergeschaut und über einen Kollegen einen Regisseur kennengelernt, für den ich dann ziemlich viel Postproduction für Musikvideos gemacht habe. Dann habe ich Moritz Schreiner kennengelernt, über den in Stuttgart filmtechnisch eigentlich alles läuft. Über ihn kamen immer wieder Werbejobs rein.

Du wolltest das auch bewusst als Freelancer machen und nicht irgendwo anheuern?

Tatsächlich muss ich sagen, dass ich gemerkt habe, dass die Leute in Werbeagenturen immer ultra gestresst sind. Und wenn man dann noch so ein bisschen eigenbrötlerisch ist, wie ich, ist das nix. Ich arbeite am liebsten in Ruhe an meinem Schreibtisch, anstatt Hauptsache schnell und billig. Allerdings stellt man dann auch fest, dass man sein Netzwerk. Da bin ich leider super schlecht drin.

"Ich finde das auch ganz interessant, was aus den Leben der Skater zu hören, aber die erzählen für mich acht mal die gleiche Geschichte, wie Typen, die unglaublich talentiert sind, damit kämpfen Tricks zu sammeln"

Inwiefern hast du die Erfahrung, die du im Skatefilmen gesammelt hast, einbringen können in deine Arbeit? Bzw. wie unterscheidet sich das arbeiten für deine jetzigen Projekte, von dem wie man im Skateboarding arbeitet?

Wo sich die Filmwelt mit der Skatewelt überschneidet ist tatsächlich, dass sich bewusste über Grenzen hinwegsetzen. Also es gibt halt gewisse Prozesse, wo du sagst, „Ich will jetzt dieses Bild schießen“ und würdest auch Sachen machen, von denen du weißt, das sie in der Grauzone zur Illegalität sind. Das sind Sachen, die lernst du halt beim Skaten, wo du sagt, „Ich spring jetzt über den Zaun“, oder du haust den Skatestopper raus. Werner Herzog hat da mal was Geiles gesagt, von wegen krimineller Energie die man beim Filmemachen braucht. Mal abgesehen davon drehe ich ja relativ viele Sportdokus. Bewegung ist immer geil und lässt sich ästhetisch und schön darstellen. Da hat mir das Skaten auf jeden Fall geholfen. Man hat als Skater automatisch einen anderen Blick. Das haben jetzt nicht nur wir Skater, sondern jeder der sich mit irgendeinem Thema auseinandersetzt. Das beeinflusst einen schon sehr. Ich wäre auch niemals so versessen auf Dokumentarfilme, wenn ich nicht übers Skaten ran geführt worden wäre.

Was reizt dich an privaten Projekten? Was muss ein Thema haben damit du es anpackst?

Ich bin da gerade selber noch ein wenig in der Selbstfindungsphase, weil ich weiß, dass ich erzählerisch ein bisschen weg will vom Sport. Ich glaube die großen Themen wie Tod und Liebe würde ich auch irgendwann mal gerne anpacken. Die Dinger die du jedem Menschen zeigen kannst und jeder kann damit was anfangen.

Wo siehst du dich am ehesten? Schnitt, Regie, Filmen?

Wirklich im Schnitt. Regie, habe ich gelernt, hängt unglaublich von den Kontakten ab. Hast du einen fähigen Kameramann, dann wird dein Film wahrscheinlich auch gut. Wenn irgendwo siehst Spike Jonze drunter steht, dann waren da nochmal locker 100 andere Leute beschäftigt. Er schafft es halt das Team dahin zu bringen, dass es so wird, wie er es will. Das ist schon sehr spannend. Aber ich fühle mich im Schnitt, wo ich die Ruhe habe, am wohlsten. Deswegen auch Dokumentarfilm, weil Dokumentarfilme entstehen meistens erst im Schnitt.

Was inspiriert dich? Sachen aus dem Skatebereich oder mittlerweile doch eher andere Dinge?

Also mittlerweile ist es wirklich so weit wie möglich weg. Das war auch so der Punkt, wo ich festgestellt habe, dass Skaten sich für mich echt so ein bisschen auserzählt hat. Bei Berrics gibt’s ja diese Push Serie und ich finde das auch ganz interessant, was aus den Leben der Skater zu hören, aber die erzählen für mich acht mal die gleiche Geschichte, wie Typen, die unglaublich talentiert sind, damit kämpfen Tricks zu sammeln. Die Welt ist halt doch ein bisschen größer.

Es gibt ja momentan zwei Lager. Das eine geht in Richtung VX und das andere wäre HD. Was ist deine Meinung dazu?

Ich finde die ganze Diskussion total lächerlich. Im Endeffekt ist es mir egal ob es in HD oder VX ist, wenn das Skaten geil gefilmt ist. Was den Ton angeht ist VX viel geiler. Ich habe letztens das Fetish Video von Welcome gesehen und das war richtig gut. Auch wenn ich selber aus Faulheit keinen Bock mehr auf VX hatte, muss ich trotzdem sagen, dass ich VX fürs Skaten ziemlich geil finde. Wenn ich irgendwelche RED Produktionen sehe, die ultra schlecht gegradet sind, finde ich VX doch ziemlich geil. Ich denke, dass 99% der Skateboardfilmer das Potenzial der Kamera nicht ausschöpfen. Russell Houghten hat doch mal 4K in 4:3 rausgeben. VX 4000 hieß das. Das war auch super witzig. Alle mal kurz verarscht.

Mit welcher Kamera hast du Kids gefilmt?

Das waren eine GH4 und eine Blackmagic Pocket. Eigentlich wollte ich das ganze Projekt mit der Blackmagic Pocket drehen, weil die einen ziemlichen Filmlook hat. Dann hatte ich aber das Problem, dass uns ein bisschen die Footage ausging und dann habe ich noch von der GH4 Footage mit reingenommen. Das sind ja jetzt auch zwei Doubleparts geworden, obwohl ich ursprünglich Singleparts für alle vier haben wollte.

Warum ist die Footage ausgegangen?

Das hat sich aus zeitlichen Gründen ergeben. Manchmal hatte ich keine Zeit, manchmal hatten die Skater keine Zeit. Markus Blessing studiert Vollzeit, wobei ich sehr krass finde wie gut er Skateboard fährt, obwohl er so viel Zeit in der Uni verbringt. Sind wir mal ehrlich, alles auf eine Karte zu setzten mit Skaten ist auch nichts. Ich kenne keinen gesponserten deutschen Skater, für den der Sponsor zum Beispiel die Krankenkasse bezahlt. Da hätte ich auch keinen Bock drauf und würde lieber studieren gehen. Bei Sandro habe ich es auch verstanden. Der hat seine Saftbar aufgemacht. Erik Müller hat sich richtig scheiße verletzt und Fitschi, muss man sagen, ist einfach nur verpeilt und hat oft einfach nur keinen Bock auf irgendwelche Tricks, obwohl ich den echt mag. Den vermisse ich auch tatsächlich hier in Berlin, der ist ein Phänomen. Der macht so fünf Tricks im Jahr, aber die macht er dann so geil. Der ist jetzt auch 27 geworden, hat seine Schule gemacht und holt gerade alles nach, was er in den paar Jahren, wo er nur Skaten war, nicht gemacht hat. Der wollte auch noch Praktikum bei mir machen. Ich würde es so abfeiern, wenn Fitschi bei mir Praktikant wird. Das wäre herrlich. Deswegen auch der Kids Titel. Wir werden halt alle irgendwie erwachsener und sind nicht mehr so die Kinder, sondern alle arbeiten und suchen sich andere Ziele als nur morgens und abends am Skatepark abzuhängen. Natürlich wäre es schön, wenn man immer 20 und immer Sommer wäre. Aber ich glaube, so lange man sich dann noch andere Sachen sucht im Leben die einen flashen geht das schon, obwohl mich am Ende doch wenig so sehr flasht wie Skaten. Das ist halt immer noch die First Love.

05 Kids Pic Wagner

Markus Blessing – Kickflip Backside Noseblunt | Foto: Daniel Wagner

Mit welcher Kamera hast du Kids gefilmt?

Das waren eine GH4 und eine Blackmagic Pocket. Eigentlich wollte ich das ganze Projekt mit der Blackmagic Pocket drehen, weil die einen ziemlichen Filmlook hat. Dann hatte ich aber das Problem, dass uns ein bisschen die Footage ausging und dann habe ich noch von der GH4 Footage mit reingenommen. Das sind ja jetzt auch zwei Doubleparts geworden, obwohl ich ursprünglich Singleparts für alle vier haben wollte.

Warum ist die Footage ausgegangen?

Das hat sich aus zeitlichen Gründen ergeben. Manchmal hatte ich keine Zeit, manchmal hatten die Skater keine Zeit. Markus Blessing studiert Vollzeit, wobei ich sehr krass finde wie gut er Skateboard fährt, obwohl er so viel Zeit in der Uni verbringt. Sind wir mal ehrlich, alles auf eine Karte zu setzten mit Skaten ist auch nichts. Ich kenne keinen gesponserten deutschen Skater, für den der Sponsor zum Beispiel die Krankenkasse bezahlt. Da hätte ich auch keinen Bock drauf und würde lieber studieren gehen. Bei Sandro habe ich es auch verstanden. Der hat seine Saftbar aufgemacht. Erik Müller hat sich richtig scheiße verletzt und Fitschi, muss man sagen, ist einfach nur verpeilt und hat oft einfach nur keinen Bock auf irgendwelche Tricks, obwohl ich den echt mag. Den vermisse ich auch tatsächlich hier in Berlin, der ist ein Phänomen. Der macht so fünf Tricks im Jahr, aber die macht er dann so geil. Der ist jetzt auch 27 geworden, hat seine Schule gemacht und holt gerade alles nach, was er in den paar Jahren, wo er nur Skaten war, nicht gemacht hat. Der wollte auch noch Praktikum bei mir machen. Ich würde es so abfeiern, wenn Fitschi bei mir Praktikant wird. Das wäre herrlich. Deswegen auch der Kids Titel. Wir werden halt alle irgendwie erwachsener und sind nicht mehr so die Kinder, sondern alle arbeiten und suchen sich andere Ziele als nur morgens und abends am Skatepark abzuhängen. Natürlich wäre es schön, wenn man immer 20 und immer Sommer wäre. Aber ich glaube, so lange man sich dann noch andere Sachen sucht im Leben die einen flashen geht das schon, obwohl mich am Ende doch wenig so sehr flasht wie Skaten. Das ist halt immer noch die First Love.

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