[Fotos: Fabian Reichenbach | Text: Ingo Bremmes]
Evan Smith – Frontside Feeble
Mit Amis auf Tour zu gehen, ist immer etwas besonderes und manchmal auch ein wenig wie Lotto spielen. Es gibt supercoole Typen, die down to earth sind, lustig durchgeknallte Lebemänner, Skateratten aber auch introvertierte Spinner, Arschlöcher und Jungs die denken, sie sind der Käse, weil sie stinken. So gesehen war das hier mal wieder ein unbeschriebenes Blatt, denn mit diesen Jungs war ich noch nie unterwegs.
Matt Miller – Switch Frontside Noseslide
Los ging es in München und alleine die erste Begegnung war Gold wert. Obwohl Matt einen Klumpfuss hatte und Evan den Tag zuvor beim
SLS Event Vollgas gegeben hatte, wollten beide skaten gehen. Von sich aus. Weil die Sonne schien und sie Bock hatten. Ich liebe Skateratten! Bevor also die Tour offiziell losging, lag ich abends schon mit 40 Sekunden Footage im Bett. Entspannter können Filmer und Fofograf eine Tour gar nicht angehen und auch die Overseas waren "im Grünen" (Anmerkung: Diese Formulierung stammt von Helge Tscharn).
Antony Lopez – Backside Kickflip
"Evan kam barfuss um die Ecke, mit einem Zelt über der Schulter und einem Joint im Mund"
Evan Smith – Backside Nosebluntslide
Am nächsten Morgen ging es also los. Vor dem Hotel grüsste Matt Miller freundlich, schraubte sich ein neues Board zusammen, um danach noch was Essen zu gehen und Evan kam barfuss um die Ecke, mit einem Zelt über der Schulter und einem Joint im Mund. In München. Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen. Evan ist der geborene Hippie und so authentisch, wie eine Kerze im Wachsfigurenkabinett! Auf Nachfrage war zu erfahren, dass Evan so viel wie möglich von Land und Leuten mitbekommen wollte und er zeltete deshalb jede Nacht irgendwo anders (siehe sein Interview
in der aktuellen Ausgabe).
Jean Gerrit Wefeld – Kickflip
Auch die Essensaufnahme war ausdrücklich antiamerikanisch. Ich erinnere mich noch an Touren mit z.B. Mike Carroll, der in Köln nur in den Mc Doof gehen wollte und nirgends anders hin und dort musste ich ihm einen Burger bestellen, bestehend aus Brötchen und dem Patty. Kein Salat, keine Tomaten, keine Zwiebeln etc. Bei den beiden DC Jungs sah das abends so aus, dass sie die Locals gefragt haben, was in dieser Region gerne gegessen wird, oder wo es einen guten Mexikaner, Italiener, Asiaten oder Inder gibt. Wir waren jeden Abend woanders Essen, die beiden waren immer dabei und es war immer ein Fest!
Ben Dillinger – Switch Hardflip
Beim Brasilianer in Bremen gab es noch Livemusik dazu und auch hier zeigte sich eine großartige Eigenschaft Evans: Er gab direkt alles was er noch hatte als Trinkgeld für die beiden Musiker, knapp 25 Euro. Das ist alles nicht Standard im Pro Business, da regiert häufig auch abschotten und Essen auf dem Hotelzimmer. Generell war es sehr geil, dass Matt und Evan auch immer auf uns gewartet haben, angerufen haben wann wir los gehen und was der Plan ist und wir wirklich eine richtige Tour-Crew waren. Eben genau das Gegenteil von: "Can you get me a Coke?" und Tschüss.
Fabian Lang – Switch Backside Tailslide
Auch in Sachen Party waren beide in der vorderen Reihe mit dabei, vor allem in Bremen. Dort wurde bis vier Stunden vor Abflug Gas gegeben, als ob es kein morgen gibt, aber immer mit Stil, ohne dieses laute "Auffallen um jeden Preis"- Gehabe mit dem man mir schon vor 20 Jahren den Schritt shampoonieren konnte.
Lino Haefeli – Frontside Bluntslide
Hängengeblieben ist eine unvergessliche Tour in wunderschönen Städten, mit Shops und Locals, die sich für uns den Arsch aufgerissen haben, jeder Menge unglaublich gutem Skateboarding, guter Stimmung mit kleinsten Ausnahmen und der Gewissheit, dass man zwei neue Skater kennengelernt hat, die es wert sind gefeiert zu werden und von denen man hoffentlich noch viel sehen und hören wird. Wir haben nach der Tour noch auf elektronischem Weg ein bißchen gequatscht und Matt wie auch Evan fanden die Tour sehr geil und wollen unbedingt nochmal kommen. Was will man mehr?!
Jean Gerrit Wefeld – Frontside Nosebluntslide